Dopingfall Daniel Taschler - Johannes Dürr - Alex Schwazer

Es ist eine kleine Doping-Randnotiz, aber ich erwähne es trotzdem hier, weil es bezeichnend ist für die Dopingpraktiken und die Zusammenhänge im In- und Ausland. Zur Erinnerung: Der österreichische Schilangläufer Johannes Dürr, der v.a. im Jahr 2013 mit einem Leistungssprung in die internationale Spitze aufhorchen hat lassen, wurde von den Olympischen Spielen 2014 in Sotschi ausgeschlossen und heimgeschickt, weil man in einer Dopingprobe EPO nachweisen konnte. Er wurde daraufhin gesperrt.


Erst vor einigen Tagen wurde das nach dem Betrugsparagraphen (Sportbetrug) eingeleitete gerichtliche Strafverfahren diversionell erledigt, er bekam eine 2-jährige Probezeit. Anm: Doping ist in Österreich neben den Antidopingbestimmungen und den daraus resultierenden sportrechtlichen Verfahren auch im Strafrecht unter "Betrug" geregelt - allerdings gab es noch nie eine Verurteilung deswegen.

Johannes Dürr ist seit Mai 2013 mit der Südtirolerin Mirjam Taschler verheiratet, deren Vater Gottlieb Taschler zufällig Vizepräsident des Biathlon-Weltverbandes war. Gottlieb Taschler steht in Italien gerade vor Gericht, weil er seinem Sohn Daniel Taschler eine Doping-Kur bei Italiens berühmt-berüchtigtem Dopingarzt Michele Ferrari (u.a. bekannt aus dem Umfeld von Lance Armstrong), dem der Umgang mit Sportlern gerichtlich untersagt ist, vermittelt haben soll. Gottlieb Taschler musste seine Funktion als IBU-Vizepräsident jedenfalls schon beim Auftreten der Verdachtsmomente zurücklegen.

 

Johannes Dürr wurde natürlich zu Recht gesperrt. Deutlich zeigt dieser Fall aber auch, dass man im Umfeld der Doper die Zusammenhänge ergründen und erkennen muss. Fast immer zeigten Dopingskandale der Vergangenheit, dass kaum ein Sportler "alleine" dopt, sondern ein Umfeld von Managern, Betreuern und/oder Ärzten beteiligt war. Dort muss verstärkt der Hebel angesetzt werden und dort müssen rigorose Strafbestimmungen dafür sorgen, dass diese verantwortungslosen Personen Doping nicht mehr unterstützen/veranlassen können. Derzeit ist es leider immer noch so, dass insbesondere Manager von Athleten mit Doping sehr viel Geld verdienen, aber praktisch kein Risiko eingehen. Der Sportler wird mitunter gesperrt, das Umfeld im Hintergrund ist meist weiter tätig.

 

Bericht vom 15.7. zum Fall Taschler

 

Und weil heute anscheinend in Südtirol der Tag des Dopings ist, passt dazu die Meldung, dass der wegen Dopings gesperrte Südtiroler Olympiasieger im Gehen, Alex Schwazer, nun als Zeuge vor Gericht steht, wo belegt werden soll, dass Ärzte und Sportfunktionäre bei einem Dopingverdacht gerne "weggeschaut" hätten.

 

Siehe heutiger Bericht zum Fall Schwazer

 

Für alle noch nicht rechtskräftig verurteilten Personen gilt die Unschuldsvermutung.