Interview mit Andreas Vojta

Andreas Vojta, zuletzt auch beim ORF ein gefragter Interviewpartner
Andreas Vojta, zuletzt auch beim ORF ein gefragter Interviewpartner

In der aktuellen Ausgabe der "ÖLV-News" ist ein Interview mit Andreas Vojta, dem erfolgreichsten team2012.at-Läufer, erschienen (Anm: Interviewer ist nicht angegeben).

Andreas spricht darin über das "Seuchenjahr", den vorhergehenden Rauswurf aus dem Rio-Kader trotz neuer Rekorde (ohne kontaktiert worden zu sein), sein Antidoping-Engagement und seine Zukunftspläne.

 

Andreas Vojta – Solche Jahre gehören dazu

 

Er ist Österreichs bester 1500m Läufer der letzten 5 Jahre, aber heuer war für ihn nach einem stetigen Aufstieg seine bisher schwierigste Saison. Doch der Fokus liegt für Andreas Vojta (team2012.at) natürlich schon wieder in Blickrichtung 2016 und der damit verbundenen Olympiateilnahme in Rio de Janeiro.

Wir sprachen mit Andreas, warum es in der heurigen Saison nicht so wie erwartet lief und lassen auch den Blick in die Zukunft schweifen.

 

 

so hat alles begonnen...
so hat alles begonnen...

In den letzten fünf Jahren hast du die ÖLV Freiluft-Jahresbestenliste über 1500m immer angeführt, heuer bist du mit deiner Saisonbestleistung von 3:45,01 lediglich auf Rang 4 zu finden. Auch die Serie von 6 Staatsmeistertiteln in deiner Paradedisziplin ging zu Ende. Schmerzt so etwas sehr oder war heuer einfach der sogenannte Wurm drinnen, denn auch in der Hallensaison lief es schon nicht ganz rund, oder?

Andreas Vojta: Natürlich will man als Sportler immer Topleistungen erbringen, und das war klarerweise auch für diese Saison meine Vorgabe. Im Nachhinein betrachtet war 2015 einfach ein klassisches „Seuchenjahr“, in dem mein Körper ganz klar „Nein“ gesagt hat. Natürlich tut es in gewisser Weise weh so eine Saisonbestzeit am Ende des Jahres zu sehen und auch meine Titelserie hätte ich gerne verlängert. Aber auch Tiefs gehören im Leben eines Sportlers dazu, dafür bin ich optimistisch, dass der Aufschwung dann umso größer ausfällt und seinen Höhepunkt im Optimalfall im August 2016 findet.


Bereits im Vorjahr wurdest du aus dem Hope-Kader des Projekts Rio entfernt. Wie schwierig ist es nach der Kürzung der Fördermittel und dieser Saison finanziell gut über die Runden zu kommen? Halten deine privaten Sponsoren nach wie vor zu dir, oder musstest du auch da Abstriche machen?

Natürlich war es für mich überraschend, nach einer Saison mit neuer Bestzeit (1500m) und meinem ersten Freiluftrekord (1000m) aus dem Rio-Kader zu fliegen, dem ich davor 2 Jahre angehört habe. Schließlich sollte das Ganze ja als langfristige Vorbereitung dienen und nicht so extreme Fluktuationen aufweisen. Die Sportler wollen sich immerhin ungestört vorbereiten. Im Endeffekt habe ich das Ganze einfach mit ein paar Abstrichen in den Ausgaben kompensiert und so bin ich auch mit der Team Rot-Weiß-Rot Förderung durch die Saison gekommen. Dank der zuverlässigen Unterstützung des Bundesheeres und des Verbands auf der einen und meinen privaten Sponsoren Ströck, Volksbank, Nike und Isostar auf der anderen Seite konnte ich mich aber ohne Angst vor finanziellen Engpässen weiterhin voll auf mein Training fokussieren.

 

Deine Laufkarriere hat bei einem Nestlé Schullauf begonnen und seit 2002 bist du bei Österreichischen Meisterschaften aktiv. Zu Beginn warst du nicht der dominante Läufer in deinen Jahrgängen, aber vor allem seit 2009 purzelten die Zeiten ordentlich und du hast begonnen die 1500m in Österreich zu bestimmen. Was war der ausschlaggebende Faktor für diesen und die in den Jahren darauf folgenden Leistungssprünge?

Das ist richtig, 2002 war ich zum ersten Mal überhaupt für einen Verein bei Staatsmeisterschaften am Start und hatte mit Platz 2 hinter Raphael Pallitsch quasi eine gute „Premiere“. In den nächsten Jahren war ich dann im Nachwuchs eigentlich immer österreichischer Durchschnitt, erst 2009 gelang mir mit dem überraschenden 1500m-Titel mein erster richtiger Erfolg. Von da an begann ich einfach, mein Training Schritt für Schritt zu professionalisieren und konnte mich durch meine neuen Sponsoren voll aufs Training fokussieren. Ich denke der Hauptfaktor war, dass ich einfach nie aufgegeben und immer weitertrainiert habe. Viele gute Leute fallen leider mit dem Übergang von der Schule zur weiteren Ausbildung/Beruf weg. Man muss sicher ganz ehrlich sagen, dass ich bei Weitem nicht das größte Talent meiner „Läufergeneration“ war, dafür halt anscheinend der mit dem größten Durchhaltevermögen.

 

Du bist heuer bereits gut in die Crosslaufsaison eingestiegen. Die Crosslauf-EM Mitte Dezember scheint wieder ein wichtiger Baustein für die nächste Saison zu sein. Wird man dich international auch in der Halle sehen? Schließlich gibt es ja im März die Hallen-WM in Portland/USA?

Die Crosssaison ist wie jedes Jahr ein wichtiger Baustein meiner Vorbereitung, weil sie einfach Abwechslung und differenzierte Trainingsreize in die Grundlagenbildung bringt. Da freue ich mich natürlich, dass diesmal mein erster Wettkampf gleich so gut geklappt hat. Die Hallen-WM ist trotz des deutlich verschärften Limits klarerweise ein Thema, auch wenn sie in diesem besonderen Jahr natürlich nicht mein Saisonhighlight darstellt. Ich muss gestehen ich war ja auch noch nie in der „Nike-Heimat“ Oregon, von daher ist das Ganze nochmal ein zusätzlicher Anreiz.

 

Im nächsten Jahr stehen mit der EM in Amsterdam und den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro, wie schon 2012, zwei Freiluftgroßereignisse am Programm. Für die Olympischen Spiele wurde das Limit noch etwas verschärft, nun ist mit 3:36,00 eine Zeit knapp unter deiner Bestleistung als Limit gefordert. Ist das für dich ein zusätzlicher Ansporn oder eher eine Belastung, da man dem Limit eventuell die ganze Saison hinterherlaufen muss?

Beim VCM gegen/mit Haile...
Beim VCM gegen/mit Haile...

Natürlich wäre es in gewisser Weise „gemütlich“, wenn das Limit wie vor zwei Jahren bei 3:38,00 liegen würde, was mit Normalform immer drinnen sein sollte. Auf der anderen Seite freue ich mich aber auch auf die Herausforderung und schlussendlich passt das Limit sowieso in mein Vorhaben, mich immer weiter zu steigern. Seit der EM 2010 (Limit: 3:42,00) konnte ich mich an diesen Vorgaben immer „weiterhanteln“ und genauso werde ich das auch nächstes Jahr tun. Im Endeffekt muss es ja sowieso das Ziel sein, die 3:34,69 knacken zu können.

Du bist jetzt 26 Jahre, also im besten Alter und dennoch bereits dein halbes Leben mehr oder weniger in der Leichtathletik aktiv. Wie lange möchtest du deinen Sport noch auf höchstem Niveau ausführen und werden die 1500m auch in den kommenden Jahren deine Hauptstrecke bleiben?

Ich bin zwar jetzt schon seit 13 Jahren in einem Laufclub, aber gerade am Anfang bestand das Ganze noch aus 1–2 Trainings in der Woche. Erst seit 2009 bzw. im Alter von 20 kann man dann von „ernsthaftem“ Training sprechen. Das ist dann wieder nicht so lang bzw. recht spät. Wie lange ich noch im Profibetrieb bin kann ich jetzt nicht sagen, derzeit ist nur klar, dass ich mich voll auf die Spiele 2016 und die 1500m konzentriere. Alles Weitere wird sich danach zeigen.

 

Er hat 2012 den Dopingfall Armine Laalou aufgedeckt und sich damit im arabischen Raum nicht nur Freunde gemacht.
Er hat 2012 den Dopingfall Armine Laalou aufgedeckt und sich damit im arabischen Raum nicht nur Freunde gemacht.

Dein Trainer Wilhelm Lilge und du seid nicht erst seit den Olympischen Spielen 2012 als vehemente Dopinggegner bekannt. Jetzt scheinen nach und nach die Machenschaften des ehemaligen IAAF Präsidenten Lamine Diack aufzufliegen, laut jüngsten Berichten sollen auch Olympiamedaillengewinner für die Vertuschung von Dopingtests gezahlt haben. Was denkt man sich als sauberer Sportler, wenn man diese Dinge hört?

Ich habe zwar auch schon so meine persönlichen Erfahrungen mit Betrügern in diesem Bereich gemacht (der Fall Laalou 2012), aber es tut einfach immer wieder weh, wenn irgendwelche Verbrecher wegen Geld und Macht unsere schöne Sportart ein Stück weit zerstören. Aber genau wie bei den Herausforderungen im täglichen Training auch, wird jeder von uns ehrlichen Sportlern diesen Betrügern weiterhin den Kampf ansagen und auch wenn es blöd klingt, aber im Endeffekt ist jeder dieser aufgedeckten Fälle ein (langfristiger) Gewinn für unseren Sport.

 

Andreas Vojta bei den Olympischen Spielen 2012 in London (Foto: z.V.g.)
Andreas Vojta bei den Olympischen Spielen 2012 in London (Foto: z.V.g.)

Auch wenn vielleicht noch viel Zeit bis dahin vergeht, hast du schon einen Plan was du nach deiner aktiven Karriere machen möchtest? Wird man dich weiterhin im Sportbereich oder gar in der Leichtathletik sehen?

Um ehrlich zu sein hab ich hier in Wirklichkeit keinen Plan. Nach diesem Semester fehlen mir noch 2-3 Fächer für den Bachelor auf der WU, dann habe ich zumindest mal meine akademische Ausbildung abgeschlossen. Ich interessiere mich sehr für den Start-Up und Entrepreneurship Bereich und will daher auch mit einer innovativen Tätigkeit selbstständig sein. Ein klassischer Angestelltenjob kommt für mich nicht in Frage, dafür bin ich nicht der Typ und auch aus dem Sportlerleben ist man eine gewisse Eigenverantwortung einfach gewohnt. Natürlich wäre es passend das Ganze dann im Sport- oder Laufbereich zu starten um mein Wissen, die Erfahrung und Netzwerke zu nutzen. Was dann im Endeffekt rauskommt wird aber erst die Zukunft weisen.