Verlegung der österreichischen Crosslaufmeisterschaften in den November? Eine gute ÖLV-Idee?

Crosslauf. Manche geplanten Änderungen sind allerdings ein Bauchfleck. Foto: photo affairs
Crosslauf. Manche geplanten Änderungen sind allerdings ein Bauchfleck. Foto: photo affairs

Von Seiten der neuen ÖLV-Führung und der dort als Trainer eingesetzten Personen gibt es offensichtlich das Vorhaben, die ÖSTM-Cross vom März in den November zu verlegen. Mir gegenüber wurde dieses Vorhaben am Rande der Hallenmeisterschaften in Linz praktisch als feststehender Beschluss dargestellt. Noch am gleichen Nachmittag/Abend ruderte man dann etwas zurück und sprach von einem "Diskussionsprozess", nachdem ich diese Zeilen auf facebook ("Newsletter Mittel- und Langstreckenlauf") veröffentlicht hatte:

Österreichische Meisterschaften im Crosslauf ab 2017 im November!
Wie heute am Rand der Hallen-Staatsmeisterschaften durchgesickert ist, hat die neue ÖLV-Führungsriege beschlossen, dass ab nächstem Jahr die Crosslauf-Meisterschaften immer im November stattfinden sollen.
Argument: damit die Cross-EM Teilnehmer eine bessere Vorbereitungsmöglichkeit auf die EM im Dezember haben. Das ist natürlich ein Unsinn und die Terminverlegung ist absolut nicht nachvollziehbar!

  1. Die Cross-EM Teilnehmer sind auf nationaler Ebene normalerweise in ihren Klassen haushoch überlegen und können sich besser über internationale Crossläufe vorbereiten, die es ohnehin im entsprechenden Zeitraum gibt (Tilburg, Darmstadt, ...). Ein zusätzlicher Wettkampf in diesem Zeitraum - verbunden mit Anreise/Rückreise - würde die Regeneration und die unmittelbare Vorbereitung eher stören (die 10km von Tilburg brauchen schon ein paar Tage Nachbereitung). Bei österreichischen Meisterschaften "lernen" diese Athleten gar nichts.
  2. Bei den Crosslauf-Meisterschaften kommen alle Altersklassen zusammen. Nun haben wir aber bis in den September hinein Nachwuchsmeisterschaften auf der Bahn, dazu auch für die allgemeine Klasse die Straßenlauf- und Crosslaufsaison. Mit einer weiteren Meisterschaft im November bedeutet das, dass insbesondere die Nachwuchsathleten praktisch keine Übergangsperiode mehr haben und eine Winter-Wettkampfsaison, die von November bis Ende Februar reicht, ermöglicht keine solide Grundlagenarbeit mehr. Das wird v.a. in der langfristigen Entwicklung sicherlich schaden.
  3. Manche Nationen (z.B. Portugal, Spanien, ...) haben ausgewiesene Crosslauf-Spezialisten, die nur eine Wintersaison manchen. In Österreich müssen die paar Läufer aber praktisch alles abdecken.
  4. Deutschland ist nach einem kurzen Intermezzo sehr rasch wieder zur Austragung ins Frühjahr zurückgekehrt und dort gibt es wohl eher Cross-Spezialisten als bei uns.
  5. Abgesehen von den fachlichen Argumenten: betrüblich ist, dass in den Entscheidungsprozess kein einziger erfahrener Lauftrainer (z.B. auch nicht Hubert Millonig) eingebunden wurde und diese Entscheidung - so wurde es auch wörtlich kommuniziert - eher als Aktionismus der neuen ÖLV-Führung gesehen werden muss, die etwas ändern wollten um des Selbstzwecks wegen, leider auf dem Rücken der Athleten.
  6. Es hat einen Grund, weshalb die Diskussion unter den Trainern national und international seit vielen Jahren geführt wird und zum Ergebnis gekommen ist, dass nationale Meisterschaften unter den österreichischen Rahmenbedingungen jedenfalls im Frühjahr besser passen.

Insgesamt ein Beispiel, wie Reformen nicht laufen sollen!

 

update 23.2.:
Vielleicht hat die kleine Aufregung wirklich genützt, zumindest soll es jetzt "eine Abstimmung" unter den Trainern bei der diesjährigen Cross-ÖSTM geben, auch wenn das Thema nicht unbedingt für eine demokratische Abstimmung geeignet scheint, sondern wo fachliche Argumente den Ausschlag geben sollten.

Jedenfalls nicht ganz der optimale Einstieg für die neuen ÖLV-Nationaltrainer, die praktisch durchwegs nicht einmal eine Trainerausbildung haben:
Bericht auf ÖLV-website