Andreas Vojta hat mittlerweile nicht nur eine sehr große nationale und internationale Erfahrung im Laufbereich, sondern auch eine große Bandbreite hinsichtlich Disziplinen. Er ist in seiner Karriere die 400m in 48,8" gelaufen, seine 800m Zeit von 1:46,59 bedeutet die zweitschnellste je von einem Österreicher gelaufene Zeit, über 1000m hält er den Österreichischen Rekord (2:18,06), über 1500m war er bei den Olympischen Spielen, über 5000m holte er - wie zuvor über 800m - die Bronzemedaille bei der Universiade und auf 10.000m lief er letztes Jahr mit 28:33 eine grandiose Zeit. Er startete 10 x in Folge bei Crosslauf-Europameisterschaften, wurde heuer im Februar zum 10. Mal in ununterbrochener Folge 1500m Hallen-Staatsmeister und startete heute das 5. in Folge bei einer Hallen-Europameisterschaft.
Die Hallensaison in diesem Jahr "nimmt er mit", weil sie eben da ist und weil er über 3000m - die längste Laufstrecke in der Halle - das Limit deutlich unterboten hat. Andere Läufer gibt es derzeit nicht, die ihm den Platz streitig machen, er war wieder der einzige qualifizierte ÖLV-Läufer. Als Betreuer wurde ihm vor Ort vom ÖLV der deutsche Läufer (und Freund) Richard Ringer zugewiesen, der über Nada Pauer - die heute über 3000m Rang 12 erreichte - eine enge Beziehung zu Österreich hat.
Während es bei den Frauen nur das Finale mit 16 Läuferinnen gab, waren bei den Männern 38 Athleten gemeldet, von denen dann tatsächlich je 17 Läufer in den beiden Vorläufen am Start waren. Von
den Meldezeiten, also der "Papierform" her, war Andreas 30. von den 38 gemeldeten Läufern. Favoritendruck hatte er daher keinen...
Andreas wurde in den zweiten Vorlauf gesetzt, wobei der erste Vorlauf extrem flott und ohne taktische Spielereien gestaltet wurde. Nachdem nur die jeweils ersten 4 der Vorläufe plus die insgesamt weiteren 4 zeitschnellsten Läufer einen Platz fürs Finale bekamen, wusste Andreas am Start, dass er fürs Finale mindestens Rang 4 im 17-köpfigen Läuferfeld benötigen würde.
Der zweite Vorlauf verlief von Beginn an anders als der erste Lauf, da war kein richtiger Zug drinnen sondern viel Geschubse, Tempowechsel, Auflauern und Zwischensprints. Das ist natürlich der
Tod für eine schnelle Endzeit, Andreas musste den ersten Kilometer auch praktisch durchgängig auf Bahn 2 laufen, sich ganz innen einsperren zu lassen hätte wieder hohe Sturzgefahr bedeutet.
Die 1000m-Marke wurde von Andreas in ca. 2:43 passiert, doch bis dahin hatte er für so eine Zeit schon zu viel Energie aufwenden müssen, die ihm dann im weiteren Verlauf des Rennens offensichtlich fehlte.
Vorne konnte sich eine Gruppe absetzen, der Andi nicht mehr folgen konnte. Wenn man realisiert, die Chance aufs Finale schwindet von anfangs unwahrscheinlich von Meter zu Meter mehr in Richtung Null, wird auch nicht die für eine gute Leistung notwendige Extraportion Adrenalin frei. Andreas kämpfte zwar weiter, verschenkte nichts, aber das war nur mehr ein (relativer) Murks.
Schließlich kam er mit einer Zeit von 8:09,72 ins Ziel. Für ein unrhythmisches Rennen ist diese Zeit zwar kein Desaster aber weit weg von einem "Wunder", das für den Finaleinzug notwendig gewesen wäre. Für eine Finalqualifikation über die Zeit wären 7:55 notwendig gewesen, also rund 5 Sekunden schneller als die Saisonbestzeit von Andreas.
In der Gesamtabrechnung belegte er damit Rang 25, etwas besser als es der Papierform entsprochen hätte.
Jetzt geht's weiter an die Arbeit, die Freiluftsaison wartet und damit auch die Rennen und die Strecken, auf denen Andreas mittlerweile "daheim" ist.