Dopingkontrollen
Dopingkontrollen sind vor allem dann gut, wenn sie intelligent durchgeführt werden (Anm: Foto von einer Weltmeisterschaft)

Doping ist die Kehrseite der Medaille und gemeinsam mit Korruption und Wettskandalen sicher das größte Problem, mit dem der Sport gegenwärtig konfrontiert ist. Das team2012.at wurde auch gegründet, um einen absolut glaubwürdigen Antidopingweg zu gehen. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass das team2012.at im Antidopingkampf wiederholt die Themenführerschaft in Österreich übernommen hat. Wir sind stolz darauf, dass wir uns damit nicht nur Feinde geschaffen haben, sondern dass unsere Anregungen immer wieder übernommen wurden und zum Teil auch in die Antidoping-Gesetzgebung eingeflossen sind. Wir haben sicherlich nicht das Privileg für den Antidopingkampf und unterstützen deshalb alle Initiativen, die glaubwürdig in die gleiche Richtung zielen - unabhängig davon, aus welcher politischen Ecke sie kommen. Für uns war immer der Grundsatz, dass einerseits gedopte Sportler und Personen in deren Umfeld, die Doping unterstützen oder dulden, kompromisslos aus dem Verkehr gezogen werden müssen, andererseits müssen ehrliche Sportler, die die absolute Mehrheit darstellen, unbedingt geschützt werden. Wir haben schon viel erreicht vor allem hinsichtlich Bewusstseinsbildung im Kampf gegen Doping, aber es gibt noch viel zu tun.

 

Wir wollen ganz bewusst ein Zeichen setzen, dass nicht nur ehrlicher Sport eine Selbstverständlichkeit sein muss, sondern dass auch Spitzenleistungen ohne Doping möglich sind. Wir sind bereit, in dieser Hinsicht Verantwortung zu übernehmen und setzen uns pro-aktiv gegen Doping ein. Wir führen selbst entsprechende Aufklärungsmaßnahmen durch und tragen zur Bewusstseinsbildung bei. Deshalb finden Sie auf dieser Homepage Kommentare zum Thema Doping (hauptsächlich unter "quergeschrieben").

 

Wir vertreten aus Überzeugung die Ansicht, dass der österreichische Spitzensport bei entsprechendem Wollen aller Beteiligten und entsprechendem Engagement innerhalb kurzer Zeit weitgehend dopingfrei sein kann. Doping im Spitzensport fällt in den Bereich Wirtschaftskriminalität und Betrug, während Doping (bzw. Medikamentenmissbrauch) im Hobbysport in erster Linie ein gesundheitliches Problem darstellt. Analog zum Beispiel Deutschlands brauchen wir auch die entsprechenden gesetzlichen Voraussetzungen (Doping als Strafrechtstatbestand) um entsprechend abschreckend und effizient (z.B. inkl. der Möglichkeit der Vorführung von Be- und Entlastungszeugen) vorgehen zu können und auch, um den Sportlern die Möglichkeit eines fairen gerichtlichen Verfahren zu geben.

 

Wahrscheinlich liegt es auch etwas an der österreichischen Mentalität, diese Liebenswürdigkeit und manchmal Schlampigkeit, die nicht dazu angetan ist einen radikalen Antidopingkurs zu fahren. "Es geschieht das, was in Österreich in solchen Fällen immer geschieht, nämlich nichts", schrieb ein Journalist nach einem neuerlichen Dopingskandal.

 

Wir fordern deshalb von den Verbänden, Sportinstitutionen und vor allem von den politisch Verantwortlichen (Gesetzgebern) ein kompromissloses Vorgehen gegen Doping. Die Zeiten des Duldens, Vertuschens oder gar Förderns müssen endgültig vorbei sein ("Dopt's ein bisserl, aber lasst euch nicht erwischen. Und wenn, wir wissen von nichts"). Gerade an Funktionäre (auch in den Verbänden und Sportinstitutionen) und Trainer müssen höhere Ansprüche hinsichtlich Glaubwürdigkeit und Vorbildwirkung gelegt werden. Manchmal wird das nur mit neuen handelnden Personen möglich sein. Das Dopingproblem ist zu ernst, als dass nicht endlich drastische Maßnahmen gesetzt werden.

 

Eine Spitzensportlerin, die sich stark im Antidopingkampf engagiert, meinte kürzlich: "Wenn man in Österreich den Antidopingkampf glaubhaft betreiben will, müsste man als ersten Schritt einmal 99% der Funktionäre austauschen." Auch wenn die Prozentzahl etwas übertrieben erscheint, wir brauchen keine Alibiaktionen mehr sondern echte Maßnahmen.

 

An dieser Stelle wollen wir die wichtigsten Forderungen formulieren:

  1. Strafrechts-Tatbestand für Doping. Im Zuge einer ordentlichen Gerichtsverhandlung kann eine angemessene Differenzierung im Strafausmaß erfolgen. Freispruch, wenn es tatsächlich ein Versehen (was bisher aber noch nicht vorgekommen ist) oder Dummheit war, aber eine echte Strafe, wenn es um klassischen Betrug geht.
  2. Testergebnisse - positive und negative - gehören veröffentlicht. Auch um den ehrlichen Sportlern eine Chance zu bieten,  auf entsprechende negative Ergebnisse von unangekündigten Trainingskontrollen verweisen zu können, sollten Testergebnisse ins Internet gestellt werden. Ein idealer Kompromiss scheint uns das Vorgehen der IAAF zu sein, wo jederzeit einsehbar ist, wer in einem Jahr wie viele Trainingskontrollen (in Gruppen geordnet) hatte. Größtmögliche Transparenz ist wichtiger als mutwillig konstruierte Datenschutzbedenken und schützt auch vor Verdächtigungen, z.B. hinsichtlich "Vertuschung".
  3. Sanktionen für Funktionäre und Betreuungspersonen in Verbänden, die bei Doping in ihrem Umfeld Mitwisser sind, vertuschen oder gar initiieren. Hintergrund: Verbandsfunktionäre, -Trainer und Ärzte bemerken normalerweise, wenn Sportler im engen Umfeld dopen. Trainer, die dopende Spitzenathleten eng betreuen und eine Mitwisserschaft bestreiten, sind entweder Lügner oder schlechte Trainer. Mitunter wird Doping in den Verbänden stillschweigend toleriert, weil Verbandsfunktionäre auch an den (scheinbaren) Erfolgen partizipieren. Bei praktisch allen größeren Dopingfällen der letzten Jahre in Österreich wussten die jeweiligen Verbände darüber Bescheid oder hatten zumindest konkrete Verdachtsmomente wer gedopt hat. Trotzdem blieben sie weitgehend untätig.
  4. Gründliche Durchforstung des gesamten Dopingkontrollvorganges auf mögliche Schwachstellen, von der Kontrolle vor Ort bis zur Analyse im Labor bzw. zum Ergebnismanagement.
  5. Wirksame Antidoping-Verpflichtungserklärungen für Kadersportler. Dazu gehört z.B.: Wenn Verbände Kaderathleten fördern (letztendlich aus Steuergeldern), haben diese zur Kenntnis zu nehmen, dass alle in der Zukunft zuerkannten Fördermittel bis zu einem in der nahen Zukunft liegenden Stichtag zurückverzinst zurückgezahlt werden müssen, wenn der Sportler irgendwann in der Zukunft - und sei es in einigen Jahren - gegen die Antidopingbestimmungen verstößt. Man kann mit keiner Regelung festlegen, dass bei einem aktuellen Dopingfall in der Vergangenheit erhaltene Förderungen zurückgezahlt werden müssen, man kann dies aber für die Zukunft festlegen. Durch die über die Jahre immer höher werdende potentiell zurückzahlbare Förderung wird auch der Anreiz für fortlaufend dopende Athleten immer größer, endlich mit diesem Betrug aufzuhören. Diese Bestimmung sollte aber nicht nur für Verbände gelten sondern für alle Institutionen und "Fördertöpfe", bei denen öffentliche Mittel verteilt werden. Malediven-Urlaube für Doper auf Kosten des Steuerzahlers dürfen nicht mehr möglich sein!
  6. Keine Doper für Österreich am Start! Doper betrügen wegen des Geldes oder - noch krankhafter - wegen Ruhm und Ehre. Damit die Doper gar nicht in diese Situation kommen, sollten (geförderte) Verbände gezwungen werden, dass einmal wegen Dopings überführte Sportler nie wieder in ein Nationalteam berufen werden. Also keine Entsendung (auf die ohnehin kein Rechtsanspruch besteht) zu Olympia, WM , EM oder einen Länderkampf. Das betrifft natürlich auch Sportler, die sich von wegen Dopingvergehens vorbelasteten Personen betreuen lassen. Die Verbände müssen auf solche Sportler im eigenen Interesse und im Interesse ehrlicher Sportler entsprechend einwirken, damit keine Doper im Umfeld eines Verbandes geduldet werden. Auf solche "Erfolge" können wir doch verzichten! Doper können ihre Sportart natürlich weiter ausüben und "privat" irgendwo antreten, aber nicht als Repräsentanten ihres Verbandes oder Österreichs! Man könnte diese Bestimmung einschränken auf schwerwiegende Dopingfälle, wo eindeutig schuldhaftes Verhalten und eine Bereicherungsabsicht bzw. eine Schädigung von Konkurrenten gegeben ist. Die Entscheidung darüber könnte z.B. die unabhängige Schiedskommission der NADA treffen. Übrigens: Manche Länder wie Großbritannien haben schon länger eine entsprechende Regelung, dass einmal Gedopte nie wieder bei Olympischen Spielen antreten dürfen.
  7. Wirksame Maßnahmen gegen Doping im Freizeitsport/Fitnessbereich. Während im Spitzensport das Dopingproblem vor allem eine betrügerische Dimension hat (gegenüber Gegnern, Zuschauern, Veranstaltern, Sponsoren, Förderinstitutionen, Medien ...) steht im Freizeitsport der gesundheitliche Aspekt im Vordergrund. Doping bedeutet meist eine akute Gesundheitsgefährdung, bei manchen Mitteln ist mit Langzeitschäden zu rechnen, die kaum seriös abgeschätzt werden können.
  8. Schwerpunktsetzung auf intelligente Dopingkontrollen nach dem Prinzip: effizient sind Kontrollen dann, wenn Gedopte gefunden werden. Dopingkontrollen nicht als Alibi-Aktionen oder Marketingmaßnahmen sondern bei jenen, wo es objektive Indizien für Doping gibt.

Nachstehend findest du aktuelle Beiträge zum Thema Doping, die nicht im blog "quergeschrieben" enthalten sind.


Interessante Runde bei Servus TV Sport und Talk im Hangar-7 am 16. März 2015

Doping-Befund positiv - was nun? Das Leben nach der Anklage und der Weg zurück

 

Egal ob aktuelle Doping-Vorwürfe beim VfB Stuttgart oder die kürzlich aufgedeckten Dopingmachenschaften des Weltradsportverbandes UCI – das Thema Doping gehört zum Spitzensport wie Training und Wettkampf. Wir sprechen mit unseren Studiogästen über deren positiven Dopingproben, den Kampf für Gerechtigkeit und den harten Weg zurück in den (Sport-)Alltag. Ist Spitzensport überhaupt ohne Doping möglich und wie sollen Doping-Sünder bestraft werden? Gibt es ein Leben nach der positiven Probe und wie sieht das aus? Gäste: Claudia Pechstein (Eisschnellläuferin, 32 Weltcupsiege, 2009 wegen angeblichen Blutdopings gesperrt), Bernhard Kohl (Ex-Radprofi, 2008 des EPO-Dopings überführt), Dieter Baumann (Leichtathlet und Olympiasieger, Fall "Zahnpasta-Affäre"), Wilhelm Lilge (Buchautor "Sportland Österreich? Athleten, Abzocker, Allianzen")

 

90 Minuten in 90 Sekunden

 

Ganzer Beitrag - Beginn bei Min. 37:20


Ein Interview zum Thema Dopingbekämpfung von Wilhelm Lilge gab's z.B. im Standard am 13.11.2014 "Österreich sperrt, Deutschland sperrt ein"