Philipp Meixners Bericht vom Valencia Marathon

Philipp Meixner vom team2012.at ist nicht nur ein erfolgreicher Marathonläufer, er reist auch viel herum und berichtet von Läufen aus allen Gegenden der Welt, wo nicht alle Läufer hinkommen. Sei nächster interessanter Bericht erreicht uns vom Marathon in Valencia:

 

Valencia Marathon – Sonntag, 19.11.2017

 

Mein Morgen beginnt um 05:30 Uhr. Es ist stockfinster, da die Sonne um diese Jahreszeit erst um 7:45 Uhr aufgeht. Nach einem kleinen Frühstück geht es vom Hotel in Richtung Start. Auf unserem Weg werden die motivierten Läufergruppen immer mehr die sich uns anschließen. Da merkt man wieder wie Laufen die Menschen verbindet – ein großer Nationenhaufen – gespannt wartend auf das Startsignal.

 

Ich stehe im blauen Startblock (unter 3:00) am Fuße der Pont de Montolivet oberhalb der Stadt der Wissenschaften und warte darauf, dass endlich der Startschuss fällt. Es ist knapp halb Neun und die Sonne ist vor kurzem erst aufgegangen, dementsprechend ist es noch recht kühl (ca. 10 Grad). Der Himmel ist wolkenlos und es geht kaum ein Lüfterl. Perfekte Voraussetzungen um die 2 Stunden und 50 Minuten – Mauer zu durchbrechen. Das Wetter spielt mit jetzt müssen nur die Füße wollen.

Kurz nach 8:30 Uhr setzen sich die ersten Läufer und Läuferinnen der über knapp 24.000 Starter (ca. 7.500 – 10k & ca. 16.500 Marathon) auf der Pont de Montolivet in Bewegung. Die linke Fahrbahn ist für den 10 Kilometer-Bewerb reserviert, die rechte Fahrbahn gehört den Teilnehmern des Marathons.

 

Endlich darf auch ich los.  Die ersten Meter über die Brücke sind eng und es ist noch dicht gedrängt, da ist es ist mühsam sein Tempo zu finden. Nach der Brücke wird auch die Straße breiter und ich finde meine Pace und es geht der Sonne entgegen – zu dieser Jahreszeit steht die Sonne so tief, dass man die meiste Zeit fast blind laufen muss.

 

Schon bald finde ich eine Gruppe von drei Spaniern an der Spitze die das Tempo machen, dass ich ebenfalls laufen möchte und ich schließe mich Ihnen an. Die 5k-Marke passieren wir nach 20:02 und ich liege genau im gewünschten Zeitplan.

In dieser Gruppe fällt es mir sehr leicht mein Tempo zu laufen und die Kilometer locker runter zu spulen - 10k nach 40:08 (20:06) – hier gibt’s dann mein erstes Gel und 15k nach 1:00:13 (20:05). Ich war so fokussiert und in meinem Tunnel, dass ich das Mestalla-Fußballstadion erst bemerkt habe, als ich ein Betreuerzelt des Vereins an der Strecke sehe und mich deshalb umschaue.

 

Glücklicherweise war unsere Gruppe sehr kompakt und konstant im Tempo sodass wir den Halbmarathon in 1:24:37 (24:24) laufen konnten. Die steigenden Temperaturen machten sich vor allem auf den Teilen der Strecke bemerkbar, die in der prallen Sonne lagen, ohne Möglichkeit sich im Schatten zu verstecken. In den Häuserschluchten hingegen war es aufgrund fehlender Sonne eher angenehm.

 

Die Strecke verlief bislang in meist dicht besiedeltem Wohngebiet wechselnd zwischen Häuserschluchten und sonnendurchfluteten Alleen. Ab km 25 den ich nach 1:40:31 (15:54) erreichte verlief die Strecke entlang des ehemaligen Flussbetts, das in einen 7km langen Park umgewandelt wurde.

Ein Vorteil an der valencianischen Infrastruktur – es gibt kaum nennenswerte Steigungen – die Strecke ist eigentlich durchwegs flach und gut asphaltiert. Meine drei spanischen Tempomacher verliere ich leider kurz vor km 30 den ich nach 2:00:46 (20:15) passiere. Hier nehme ich auch mein drittes Gel (2. Gel bei km 20). Ab hier wurde es schwieriger für mich, weil ich nun selbst auf meine Zeiten schauen musste, da meine bisherigen Begleiter am Schluss auf die 2:50-Marke 4-5 Minuten eingebüßt hatten.

Bei km 28 verlassen wir das Flussbett und laufen wieder durch Häuserschluchten und durchqueren so die historische Altstadt – bei km 29 laufe ich an meinem Hotel vorbei - überlege kurz ob ich nicht abbiegen soll, da ich sowieso wieder hierher muss – und eine Dusche wäre jetzt nicht schlecht - aber da ich noch nie einen Wettkampf aufgegeben habe laufe ich weiter.

 

Trotz des Gels kann ich ab km 30 das 4-Minuten-Tempo nicht mehr ganz halten – ca. 10 Sekunden pro km langsamer. Nichts desto trotz wurde ich kaum von anderen Läufern überholt und konnte zu vor mir laufenden Gruppen aufschließen, die nun offensichtlich auch nicht mehr das für mich hohe Tempo halten konnten und mir so wiederum halfen mich ran zuziehen.

 

Km 35 erreiche ich nach 2:21:42 (20:56) und bei dieser Durchgangszeit wird mir klar, dass ich die 2:50-Marke heuer leider nicht mehr unterbieten kann. Mein Motto ab hier war dann „Du hoffst auf das Beste und nimmst was du kriegen kannst.“ Da die 2:50 leider nicht mehr zu schaffen sind begebe ich mich zumindest auf die Jagd nach meiner aktuellen Bestzeit, trotz schwindender Kräfte und schmerzender Beine. Bei km 39 laufe ich an der Stierkampfarena vorbei – ab hier denke ich mir – jetzt kann eigentlich nichts mehr passieren und gehe auf Läufer-Jagd und mobilisiere meine letzten Kraftreserven für die letzten Kilometer.

 

Die 40k-Zeitmessung passiere ich nach 2:42:41 (20:59) und merke, die diesjährige Bestzeit ist in greifbarer Nähe. Für den letzten Kilometer verlassen wir die Straße und laufen das einzige bergab-Stück – auf dem schlimmsten Kopfsteinpflaster auf dem ich je gelaufen bin – hinunter in die Stadt der Wissenschaften Richtung Ziel. 400m vor dem Ziel schaue ich auf meine Uhr und sehe 2:49:58 und denke mir – der Marathon ist um 400m zu lange J.

 

Die letzten Meter biege ich auf den extra über das dortige Wasserbecken angelegten Steg auf die Zielgerade zwischen den Tribünen neben dem gigantischen Museum und tauche hinein in die jubelnde Zuschauermenge.

 

Das Ziel erreiche ich nach 2:51:31 (8:50) und verbessere meine aktuelle Bestzeit um 67 Sekunden von Salzburg diesen Mai. Eine Woge aus Erschöpfung, Erleichterung das es vorbei ist aber auch Freude über diese gute Leistung lassen mich verstehen warum einigen meiner Mitläufer im Ziel die Tränen kommen.

 

Nach diesem erfolgreichen Vormittag schnappe ich mir im Zielbereich noch das Goodybag, meine Medaille und den Radler und mache mich auf den Rückweg zum Hotel um mich etwas auszuruhen und die verdiente Dusche zu nehmen."