Hallen-Staatsmeisterschaften in Linz, Tag 1 mit mehreren Medaillen

Andreas Vojta ca. 450m vor dem Ziel, noch knapp vor Hans-Peter Innerhofer
Andreas Vojta ca. 450m vor dem Ziel, noch knapp vor Hans-Peter Innerhofer

Die Hallen-Staatsmeisterschaften sind der nationale Höhepunkt und zugleich Abschluss der Hallensaison der Leichtathleten. Der Austragungsort wechselt jährlich zwischen Wien und Linz, denn woanders gibt es in Österreich keine Halle (es gibt - noch - eine verrottende Halle in Wien (Dusika) und jetzt zwei Hallen in Linz), diesmal war wieder Linz an der Reihe.

 

Die Halle in Linz, sofern sie benützbar ist und nicht gerade für Konzerte o.ä. verwendet wird, ist sicher freundlicher und moderner als das Dusika-Stadion in Wien, wo die Luftqualität und die Feinstaubbelastung ungefähr einem Branntweinstuben-Hinterzimmer in tiefsten Ottakring entsprechen. Zum Glück hat noch nicht das Arbeitsinspektorat oder sonst eine Behörde den Weg ins Wiener Dusika-Stadion gefunden, sonst ließe man Jugendliche und Kinder (v.a. viele Turn-Kinder) sowieso nicht mehr dort trainieren. Dass es seit ca. 3 Jahren nur mehr kaltes Wasser zum Duschen für Frauen und Kinder gibt, weil die Stadt Wien kein Geld für eine Sanierung hat, ist nur ein Randthema.

 

Aber nun zum Sportlichen:

Heute fand als längste Hallen-Laufdisziplin der 3000m Lauf für Männer und Frauen statt. Bei den Männern fanden sich 15 Athleten zum Start ein und erst mit lautstarken Protesten konnte ein nächster Meilenstein der österreichischen Dilettanten-Leichtathletik verhindert werden: Die Funktionäre wollten glatt zwei Zeitläufe machen, wo die schnellen Läufer schön auf zwei Läufe aufgeteilt werden sollten. Zum Glück kam es dann doch nicht so weit, und dieses Mal wurden in Linz auch die 15 Runden richtig gezählt. Anfang gut, Ende gut, alles gut.


Ende gut, weil unser Andreas Vojta seiner Favoritenrolle einmal mehr entsprechen und einen sicheren Sieg nach Hause (nein, das wäre zu weit, eigentlich nach Linz) laufen konnte. Da er an diesem Wochenende wieder zweimal im Einsatz ist (heute die 3000m und morgen die 1500m), wollte er heute den Titel möglichst im Schongang abholen. Ein erstaunlich starker Hans-Peter Innerhofer (großer Respekt, der Junge trainiert derzeit hauptsächlich am Laufband und im Tiefschnee Salzburgs) machte mächtig Druck und steigerte seine bisherige PB von 8:38 auf großartige 8:16. Somit musste Andi 8:15 laufen, eine Meisterschafts-Siegerzeit, wie man sie nicht alle Jahre sieht. Zuletzt war Martin Pröll im Jahr 2011 um rund eine Sekunde schneller.


Die flotte Zeit kam auch zustande, weil sich auf den ersten beiden Kilometern Stefan Schmid und Timon Theuer vereinbarungsgemäß in der Tempoarbeit abwechselten und genau die Vorgaben von 2:48 und 5:40 einhielten. Andi lief also den letzten Kilometer in ca. 2:36. Von den 15 Teilnehmern liefen gleich 12 Läufer neue persönliche Bestleistungen! Darunter auch Lukas Max (startet für die UAB-Wien), der seit zwei Monaten nach unseren Trainingsplänen trainiert und sich von 9:24 auf 9:13 steigern konnte.

 

ERGEBNIS des 3000m-Laufes der Männer

Elisabeth Pöltner-Holkovic
Elisabeth Pöltner-Holkovic

Dann kam das Rennen der Frauen über die gleiche Distanz. Mit Sandrina Illes - gerade zurück vom Höhentraining in Ruanda -  im Feld war die Spannung überschaubar, denn (in Abwesenheit von Nada Pauer) es war logisch, dass sie sich für einen Sieg nicht besonders verausgaben müsste.

 

Für uns vom team2012.at war allerdings spannend, wie sich Elisabeth Pöltner-Holkovic in diesem Feld schlagen würde, die sich gerade auf die Masters Hallen-EM in der W45 im März in Madrid vorbereitet. Elisabeth setzte sich praktisch von Beginn an auf Position 2 und die in Aussicht stehende Silbermedaille gab sie mit engagiertem Kampf nicht mehr aus der Hand. Die gelaufenen 10:10,69 bedeuteten SB und nicht nur für eine 45-Jährige (in diesem Fall dürfen wir das Alter verraten) eine tolle Zeit!

 

 

 

Karin Freitag
Karin Freitag

Marathonspezialistin Karin Freitag (sie startet für LG Decker Itter) trainiert seit Dezember nach unseren Trainingsplänen. Derzeit findet die sympathische Krankenschwester daheim in Tirol sehr schwierige Trainingsbedingungen vor, seit Wochen läuft sie praktisch nur mehr auf Schneeboden. So positiv überrascht, wie sie sich über ihre Halbmarathonzeit von 1:19 vor einer Woche in Wien zeigte, so war sie es auch über ihre 10:18,97 heute über 3000m in Linz, dir ihr zudem die Bronzemedaille als verdienten Lohn brachten, bevor sie zum Zug zurück nach Innsbruck hetzte... Für Karin war das überhaupt die zweitbeste Zeit ihrer ganzen und mittlerweile langen Karriere!

 

ERGEBNIS des 3000m-Laufes der Frauen

 

Carina Reicht, überlegene W U-18 Siegerin mit österreichischer Bestleistung
Carina Reicht, überlegene W U-18 Siegerin mit österreichischer Bestleistung

Etwas untergegangen, aber absolut erwähnenswert, ist die Leistung der Siegerin im darauf folgenden W U-18 Lauf über 3000m: Die 16-jährige Carina Reicht, die von Marathonläufer Roman Weger seit Ende 2016 betreut wird, gewann mit der neuen österreichischen U-18 Bestleistung von 9:42,08. Auch wenn es ein anderer Lauf war, aber ihre um rund 24 Sekunden schnellere Zeit als die Siegerzeit bei den Frauen (wo Sandrina Illes "nur" auf Sieg lief), ist schon recht aussagekräftig.

 

Neu ist übrigens (neben dem 75'-Meldeschluss statt bisher 60') in Linz die Regelung, dass auch die Mittelstreckler nicht mehr im Außenbereich der Halle (also hinter den Tribünen) Runden einlaufen dürfen. Sie werden jetzt von ziemlich wichtig aussehenden Ordnern gezwungen,immer auf einer ca. 150m-Pendelstrecke hin- und herzulaufen und Spitzkehren einzulegen. Draußen liegt matschiger Schnee, was fürs Einlaufen halt auch nicht so ideal ist.

 

Die Ordner unter der Obhut der ÖLV-Funktionäre achten auch penibel darauf, dass nicht gar Journalisten über die Meisterschaften berichten, die Vergabe der entsprechenden Akkreditierungen erfolgt sehr restriktiv unter Beachtung einer konsequenten Freund-Feind-Politik. Wie auch bei anderen Personengruppen gilt: wer einmal den ÖLV kritisiert hat - wofür es genügend Gründe gibt - wird konsequent gemobbt und an der Arbeit für die Leichtathletik gehindert.
So passierte es, dass der letzte Journalist, der überhaupt noch in gelesenen Medien kompetent über die österreichische Leichtathletik berichtet, aus seinem derzeitigen Aufenthaltsort in Ungarn früher über das WM-Limit der Hürdensprinterin berichtete als das "ÖLV-Medienteam" vor Ort. 

Siegerehrung für den 3000m-Lauf der Männer. Ganz links ÖLV-Präsidentin Spendelhofer, dann Innerhofer, Vojta, Sinn, Theuer und Schmid - fotografierend (de facto) ÖLV-Sportdirektor Hannes Gruber
Siegerehrung für den 3000m-Lauf der Männer. Ganz links ÖLV-Präsidentin Spendelhofer, dann Innerhofer, Vojta, Sinn, Theuer und Schmid - fotografierend (de facto) ÖLV-Sportdirektor Hannes Gruber