Marcus Holzbauer, der seit einiger Zeit Mitglied beim team2012.at ist, startete beim Ironman-Triathlon in Klagenfurt. Seine Leistung war mehr als erstaunlich, v.a. angesichts der Umstände und der Probleme im Vorfeld.
Marcus hat uns jetzt einen lesenswerten Bericht geschickt:
"Rennbericht zum Ironman Kärnten
Nach einem Jahr harter Arbeit ist es nun endlich vollbracht, der Ironman Austria in Kärnten. Als ich 2015 mit dem Laufen angefangen habe, wusste ich nicht, dass ich 3 Jahre später bei einem Ironman mitmachen werde. Aber es kommt ja immer anders als man denkt!
Genau vor einem Jahr fragte mich ein Arbeitskollege, ob ich nicht auch Lust hätte bei dem Ironman in Klagenfurt mitzumachen. Er wäre dort und holt sich einen Startplatz und könnte für eine Person einen Startplatz mitnehmen. Lange musste er nicht auf meine Zusage warten! So entschied ich mich, beim Ironman am 1. Juli 2018 mitzumachen.
Da ich viel im Internet recherchierte und mich mittlerweile in der Trainingslehre etwas auskenne, beschloss ich mir den Triathlon Trainingsplan selbst zu gestalten. Um einen Fortschritt messen zu können bzw. auch für die Intensität Steuerung beim Radfahren und Laufen entschied ich mich mehrere Laktat Test in Abstand von 2-3 Monaten beim Willy Lilge (team2012.at) zu machen.
So weit so gut. Der Trainingsplan startete im September, glücklicherweise gewann ich über ein Facebook Gewinnspiel noch einen Marathon Startplatz in Berlin am 24.09.2017, worauf ich natürlich null vorbereitet war. Kurze Rücksprache mit Willy, der mir sagte ich soll noch schauen das ich 2 lange spezifische Einheiten unterbringe und ich werde das schon schaukeln! Gesagt getan, 3 Wochen später stand ich in Berlin an der Startlinie und konnte meinen ersten Marathon in einer Zeit von 3:20:21 finishen. (Anmerkung: Ich hatte das ganze Jahr schon auf eine Halbdistanz in Podersdorf trainiert, wobei ich eben nur keine richtig Langen Läufe gemacht habe). Das war auch gleich der Grundstein für den Ironman 2018.
Das Training über den Winter war echt hart. 3-5 Stunden 2x in der Woche auf der Rolle mit dem Rad fahren, 2-3 x Laufen wenn es finster und kalt war und 2 x Schwimmen im Hallenbad. Bei den Leistungstests stellte Willy bald eine Steigerung fest, welche mich weiter motivierte. Ab März besserte sich dann aber das Wetter und ich konnte fast jede Trainingseinheit im Freien absolvieren. Die härtesten Monate waren dann der April und der Mai mit jeweils über 50 Trainingsstunden. Mitte Mai fuhr ich das erste Mal nach Klagenfurt und schaute mir die Radstrecke an und fuhr sie auch zwei Mal ab. Bei dem langen Trainingslauf in Klagenfurt fingen dann meine Probleme an. Ich bekam auf einmal aus heiterem Himmel Schienbeinschmerzen. Ein lockerer Lauf in der Woche darauf zeigte mir, dass ich eine Lauf Pause einlegen muss.
Das nächste Mal lief ich am 09.06.2018 beim WEM (Waldviertler Eisenmann) zum ersten Mal die Light Variante (Verkürzte Laufstrecke). Ich hatte kaum Schmerzen bei dem 11 km Lauf. Leider war am nächsten Tag wieder alles anders, wieder starke Schmerzen in den Schienbeinen. Alle Behandlungen, Massagen, Dehnübungen und sonstige Sache die ich probierte nutzten nichts. So beschloss ich beim Laufen weiter zu pausieren und das gesamte Training auf das Rad bzw. auf das Schwimmen zu fokussieren.
In der Woche vor dem Ironman versuchte ich dann wieder zu laufen, es schmerzte immer noch aber ich war motiviert und wollte den Bewerb nach einem Jahr Vorbereitung nicht einfach aufgeben, also startete ich am 01.07.2018 beim Ironman in Klagenfurt. Zuversichtlich wurde ich jedenfalls durch die sehr hilfreichen physiotherapeutischen Behandlungen bei Mathieu Grandgirard
Zum Bewerb selber:
Freitag Anreise in Klagenfurt, die ganze Woche war ich schon nervös und konnte es gar nicht mehr erwarten meine Startunterlagen zu holen. Freitag am Abend waren wir zum ersten Mal am Gelände in Klagenfurt und ich holte mir meine Startunterlagen. Am Samstag machte ich noch meine letzte Trainingseinheit, um sämtliches Race-Equipment zu überprüfen. Als ich dann alles fertig gepackt hatte und mit meinen Rad am Weg in die Wechselzone war, funktionierte meine elektronische Schaltung auf meinen Zeitfahrrad nicht mehr! Schrecksekunde! Schnell auf die Expo zum Radstand, dort checkten sie mein Rad durch und sagten mir das die Reparatur etwas länger dauern wird und ich heute nicht mehr einchecken könne. Um 21:00 war es dann endlich fertig, zwischen dem Akku und dem Adapter war Schmutz gekommen und deswegen war kein Kontakt mehr da gewesen.
Dank des Mechanikers, der beim Veranstalter angerufen hat, konnte ich am nächsten Tag in der Früh noch einchecken.
Nach einer kurzen Nacht, läutete der Wecker um 3:45, meine Frau hatte schon Frühstück für mich hergerichtet und um 4:15 fuhren wir von Schiefling Richtung Klagenfurt um mein Bike und meine Beuteln einzuchecken. Das klappte zur Abwechslung sehr problemlos, in der Wechselzone bekam ich meinen Zeitmessungschip, den ich gleich anlegte.
Dann kam das Warten auf den Start, um 6:50 war es endlich soweit. Da ich eigentlich zu den etwas ambitionierten Schwimmern zähle, stellte ich mich ziemlich weit vorne in der ersten Schlange bei den sub 1 h Schwimmern an. Als der Startschuss fiel, schoss noch einmal das Adrenalin hoch bevor es dann endlich ins Wasser ging. Ich schwamm locker los und fühlte mich von Anfang an sehr wohl und hatte auch während des Schwimmens nie mit der Orientierung Probleme. Nach 56:25 stieg ich aus dem Wasser, als ich auf meine Uhr sah konnte ich es selbst kaum glauben. Vor 3 Wochen bei dem Bewerb in Litschau schwamm ich die gleiche Pace, wohlgemerkt auf die Hälfte der Distanz und mit viel mehr Anstrengung.
In der Wechselzone fand ich meinen Beutel und mein Rad ohne Probleme. Anders als bei kurzen Distanzen hatte ich mir vorgenommen mich komplett umzuziehen. Ich schwamm mit Neopren und Badehose, in der Wechselzone zog ich mir dann mein Radtrikot und meine Radhose an.
Am Rad brauchte ich etwa 10 km bis ich in meinem Rhythmus kam. Von den Laktattests wusste ich, dass meine passende Rad-Intensität bei circa 140-145 Pulsschlägen liegt und dass ich mich in diesem Bereich bewegen kann. In der ersten Rad Runde ließ ich mich noch hinreißen bei den Anstiegen zu drücken, was ich dann in der zweiten Runde aber sein lassen hab. Nach 130 km wurde es hart, mein Nacken schmerzte, meine Füße waren schon etwas müde und es wurde immer wärmer. In meinen Radtrikot hatte ich für die komplette Radstrecke die Verpflegung verstaut, was auch perfekt war. So musste ich bei den Labstationen immer nur meine Trinkflaschen austauschen. Die letzten 50 km nahm ich dann nochmal etwas Geschwindigkeit raus um mich auf den anschließenden Marathon vorzubereiten. Nach 5:27:15 kam ich in die zweite Wechselzone. Erstaunlicherweise spürte ich die Erschöpfung in meinen Füßen kaum als ich vom Bike stieg.
Wieder fand ich meinen Beutel gleich auf Anhieb und wieder zog ich mich komplett um. Ich wechselte in meine Laufhose und in mein Laufshirt und lief locker los. Im Training lief ich meine langen langsamen Läufe in einer Pace von etwa 5:30 min/km, das fühlte sich beim Weglaufen auch sehr gut an, obwohl ich 6 Wochen keinen Lauf über 12 km gelaufen bin. Die ersten 10 km war das auch kein Problem. Dann wurde es aber hart, ich vereinbarte mit mir nur bei den Labstationen zu gehen bzw. langsamer zu werden und sonst nicht stehen zu bleiben. Die Achillessehnen brannten und die Sprunggelenke taten weh. Nun kamen die Auswirkungen der langen Laufpause, nach circa 1,5 Stunden auf der Laufstrecke zogen dann ein paar Wolken auf, was das Laufen um einiges erträglicher machte. Bei jeder Labstation wurde ich langsamer und nahm ein Gel, eine Banane, eine Melone oder eine Orange mit einem isotonischen Getränk zu mir. Ich genoss jedes Mal die Paar Schritte zu gehen und lief dann aber am Ende der Labstation wieder los.
Nach 4:03:04 auf der Laufstrecke und einigen Freudentränen hörte ich dann endlich die 4 Worte auf die ich ein ganzes Jahr lang hintrainiert habe: „You are an Ironman“.
Endzeit 10:36:22
Danke für die tolle Unterstützung Willy!