Tanja Stroschneider beim Triathlon-Europacuprennen in Polen: keine Katastrophe, aber alles nicht wie erhofft.

Tanja (rechts) hoffte vergeblich auf eine sinnvolle Zusammenarbeit ihrer Radgruppe
Tanja (rechts) hoffte vergeblich auf eine sinnvolle Zusammenarbeit ihrer Radgruppe

Vor genau einem Jahr lag unsere Triathletin Tanja Stroschneider auf dem OP-Tisch mit einer Bandscheibenoperation. Die sportliche Zukunft schien damals nicht zu 100% gesichert. Der Weg zurück war langwierig, immer wieder von Rückschlägen begleitet, aber gemeinsam mit ihrem Betreuerteam wurde aus dem Reha-Training immer mehr ein leistungssportliches Training. 

 

Ihr Ehrgeiz war immer ungebrochen und bezeichnenderweise war sie die erste Triathletin, die bereits ab Mitte März - als coronabedingt das Schwimmen in den Bädern verboten wurde - in der damals 7 Grad kalten Alten Donau (bei Schneetreiben und 2 Grad Lufttemperatur) fast täglich ihre 3 - 5 km Schwimmen trainierte. Auch ihre Leistungen auf dem Rad und  beim Laufen entwickelten sich erstaunlich rasch auf ein Leistungsniveau, das besser war als je zuvor. Ein 5km Testlauf im Juni in 17:17 war sehr ermutigend.

 

Dann fuhren wir das erste Mal in ein Höhentraining nach St. Moritz, was sich in dieser Saison als Test angeboten hat, weil jeder leistungsorientierte Ausdauerathlet diese Leistungsreserve nutzen sollte - wenn es funktioniert, was man vorher nicht wissen kann.

 

Leider funktionierte das Training dort aber nicht wie gewünscht, Tanjas Körper rebellierte und es war schon Schadensbegrenzung angesagt. Kurz vor dem Trainingslager wurde der Termin für die Triathlon-Staatsmeisterschaft über die Sprintdistanz fixiert, die dann direkt im Anschluss an das Trainingslager stattfand. Nicht ideal, aber da das Rennen gleichzeitig die EM-Qualifikationschance darstellte, ein Muss. 

 

Tanja lieferte dort einen wirklich guten Wettkampf und bekam auch den begehrten Startplatz für ihre erste Europameisterschaft der Eliteklasse, die am 28.8. in Tartu (EST) stattfinden hätte sollen. "Hätte sollen" deshalb, weil die EM ein paar Tage später coronabedingt vom Europäischen Verband abgesagt wurde. Das war natürlich ein gehöriger Dämpfer.

 

Am 21.8. dann der erste internationale Start beim Europacup-Rennen in Olsztyn (POL), auch über die Sprintdistanz (750m/20km/5km).

Das Gefühl im Vorfeld war leider nicht berauschend, weil auch andere gesundheitliche Probleme dazukamen, die das Training im Vorfeld erschwerten und die auch dazu führten, dass Tanja eine Woche zuvor bei den 5000m-Staatsmeisterschaften vorzeitig ausgestiegen ist.

 

Tanja starte beim Schwimmen in Olsztyn sehr gut und war bei der ersten Boje (250m) in der Spitzengruppe. Dann wurde sie aber von einer anderen Athletin (unbewusst) aus dem Schwimmschatten der Führenden gedrängt und die Kraft war auch ziemlich weg. So verpasste sie beim Schwimmausstieg die erste große Radgruppe (Windschattenfahren erlaubt) um ca. 10 Sekunden, was bei diesem Rennformat praktisch keine Spitzenplatzierung mehr zulässt, wenn nicht die Verfolgergruppe sinnvoll zusammenarbeitet und sich gegenseitig hilft, um vielleicht die erste Gruppe wieder zu erwischen. Tanja sprengte mit einem kraftvollen Antritt zwar bald diese Verfolgergruppe, aber die zwei bei ihr verbliebenen Athletinnen (v.a. die ukrainische Favoritin) wollten oder konnten kaum Führungsarbeit übernehmen. Weitgehend alleine vorne musste Tanja ziemlich machtlos zusehen, wie der Vorsprung der Spitzengruppe vor ihr auf ca. 1 Minute anwuchs, zudem stieg sie komplett "blau" vom Rad und das Laufen fiel mehr als schwer. 

 

Am Ende wurde es Platz 17, was angesichts des Rennverlaufes und der Gruppenbildungen am Rad nicht viel aussagt. Tatsache ist aber, dass sich Tanja derzeit ziemlich weit weg von einer kräftestrotzenden Hochform befindet, wo in den nächsten Tagen noch einige Abklärungen stattfinden werden. In drei Wochen hat sie jedenfalls einen Startplatz beim Weltcuprennen in Karlsbad (TCH) über die Olympische Distanz, da kann alles schon wieder anders ausschauen. Jetzt ist einmal eine Woche aktive Pause und tiefgehende Erholung angesagt.

 

Das Höhentraining war jedenfalls ein Versuch und ein Lerneffekt, wenn auch ein sehr schmerzhafter.