ÖLV: "Wahl" mit Bauchweh? Ist das der notwendige Neustart???

Am Samstag, 19.11., ist also ein „außerordentlicher Verbandstag“ des ÖLV.

 

Wesentlicher Programmpunkt dürfte sein, dass die interimistische Präsidenten-Funktion von Sonja Spendelhofer bestätigt wird, wodurch sie im kommenden März beim „ordentlichen Verbandstag“ mit dem gesamten Präsidium zur Wahl stehen wird.

 

Die Statuten des ÖLV sehen vor, dass ein Präsident von den Landesverbands-Präsidenten gewählt wird. Einigen sich diese im Vorfeld auf einen Kandidaten, kann man sich die „Wahl“ eigentlich sparen. Ähnliches gab es zuletzt bei der BSO, wo man sich auch im Vorfeld auf einen Kandidaten (Hundstorfer) einigte, der dann „gewählt“ wurde, was wohl zu Recht zu massiver Kritik geführt hat, v.a. weil das parteipolitische Element in diesem Fall kaum glaubwürdig geleugnet werden kann.

 

Wie kam es nun dazu, dass man sich auf Sonja Spendelhofer an der Verbandsspitze geeinigt hat?

 

Nach dem faktisch erzwungenen Rücktritt von Ralph Vallon (nach seiner Darstellung natürlich ganz freiwillig, weil er eigentlich eh schon alles erreicht hat, siehe HIER) übernahm Sonja Spendelhofer als 1. Vizepräsidentin (es gibt deren vier) als geschäftsführende Vizepräsidentin die Verbandsgeschäfte. Den Bestimmungen entsprechend wurde eine dreiköpfige Wahlkommission gebildet mit dem Auftrag, Kontakt zu etwaigen Präsidenten-Kandidaten aufzunehmen und einen Wahlvorschlag zu erstellen. Da es sich bei der Präsidenten-Funktion um eine ehrenamtliche Tätigkeit (Spesenersatz) handelt, ist keine öffentliche Ausschreibung notwendig. Wahlkommissions-Mitglieder und Personen aus deren Umfeld nahmen mehrfach diskret Kontakt zu mir auf, um sich meine Meinung einzuholen, die ich klar deponiert habe. (Da innerhalb des ÖLV mails zirkulieren, die vor der gefährlichen Person Lilge warnen, ist das ohnehin ziemlich mutig ;-) )

 

Recht bald schwirrten ein paar Namen von Kandidaten durch die Szene, u.a. auch der eines ehemaligen (SPÖ-) Landeshauptmannes, als hätte die Parteipolitik nicht schon genug Schaden im Sport angerichtet. Die Aufgaben – aus meiner Sicht – des Präsidenten habe ich HIER bereits umrissen.

Der große Gönner der Leichtathletik, der garantierte Millionen einbringt, hat sich leider nicht gefunden, es ist eher die Frage: wer tut sich das an?

 

Einer, der es sich unter bestimmten Voraussetzungen gerne angetan hätte, ist Hannes Langer. Der Sportimpuls-Geschäftsführer ist kein Partei-Mann, sondern kennt die österreichische LA-Szene in- und auswendig, war selbst als Trainer in der gesamten LA-Bandbreite tätig (vom Spitzen-Mittelstreckler bis zum national besten Hochspringer), ist ausgebildeter Diplomtrainer, Veranstalter (u.a. Salzburg-Marathon), langjähriger VCM-Rennleiter und vehementer Dopinggegner, was heute nicht unwichtig ist. Er vermag im In- und Ausland zu repräsentieren und ist geübt im Umgang mit Medien. Mit seiner hohen Lauf-Affinität vermag er auch diese ca. 80% der ÖLV-Athleten gut zu vertreten. Er hat zuletzt am 5.11. den „ÖLV-Impulstag für Lauf-Events“ organisiert, wofür er von allen Seiten Lob bekam.

 

Hannes Langer schrieb deshalb selbst seine Visionen und konkreten Vorstellungen in einem Brief an die entsprechenden Stellen im ÖLV. Das war vielleicht ein taktischer Fehler, weil sich da gleich manche in ihren Positionen gefährdet sahen.

 

Am 22.10. gab es ein Treffen aller Landesverband-Präsidenten. Zuerst wollten zwei von ihnen (eher der Ex-Vallon Fraktion zuzurechnen) nicht kommen, aber dann reklamierte sich auch Generalsekretär Helmut Baudis mehr oder weniger gewaltsam ins Treffen hinein und die beiden anderen sagten ebenfalls zu. In dieser Runde einigte man sich darauf, dass man gar keinen Präsidenten „von außen“ (der früher aber schon eine Vorstandsfunktion innehatte) möchte und beschloss damit, dass der Kandidat Hannes Langer kein Kandidat sein darf. Etwas skurril mutet deshalb die Darstellung eines LV-Präsidenten in den letzten Tagen an, wonach es keinen anderen Kandidaten als Spendelhofer gibt - weil man eben keinen anderen Kandidaten zulässt.

 

Wie auch immer: mit der morgigen „Wahl“ wird mit Sonja Spendelhofer sicher eine gut geeignete Kandidatin an die Spitze des ÖLV gehoben. Sie vermag in der gegenwärtigen Situation mit Menschlichkeit und Empathie vorläufig sicherlich die Wogen zu glätten. Ob damit auch schon ihre eigentliche Präsidenten-Wahl für den März vorweggenommen wird, wird sich zeigen. Ein etwas schiefes Licht auf die personelle Führung wirft allerdings der Umstand, dass dann Präsident (Spendelhofer) und Generalsekretär (Baudis) nicht nur aus der gleichen politischen (ASKÖ-) Ecke, sondern sogar vom gleichen Verein kommen. (ATSV OMV Auersthal)

 

Aber wie in der Politik: an den Taten sollt ihr sie messen!

 

Die wichtigste Tat eines ÖLV-Präsidenten (wer auch immer das sein mag) müsste jetzt sein alle, die etwas einbringen wollen, ins Boot zu holen, an die richtigen Stellen zu setzen und die Interessen von Sportlern, Trainern und Funktionären glaubwürdig zu vertreten. Ex-Präsident Vallon hat ein verhängnisvolles Erbe hinterlassen. Noch in seiner Amtszeit hat er Personalentscheidungen eingegleist, die schnellstmöglich überdacht und zum Teil rückgängig gemacht werden müssen. Es wäre in keinem Betrieb der Welt denkbar, dass der Chef als „Abschiedsgeschenk“ seine getreuen Vasallen unwiderruflich sozusagen als Stellvertreter einsetzt. (Dass Vallon in der übergeordneten Instanz BSO weiter vertreten ist, ist sowieso untragbar.) Oder anders ausgedrückt: wäre es vorstellbar, dass Barack Obama jetzt bestimmt, wer im Kabinett von Donald Trump Minister wird??? 

 

Der ÖLV muss als moderner Sportverband ein serviceorientierter Dienstleistungsbetrieb sein, wo die Fäden aller LA-Interessierten und Engagierten zusammenlaufen. Das erfordert auch, dass an den maßgeblichen Stellen integre Personen mit hoher sozialer und kommunikativer Kompetenz sitzen. Jeder Betrieb funktioniert dann am besten, wenn die Mitarbeiter dort eingesetzt werden, wo sie ihre Fähigkeiten am besten einbringen können.

 

Es gibt in ganz Österreich vielleicht 10 oder höchstens 20 Personen, die sich seit vielen Jahren mit der entsprechenden Kompetenz für die Leichtathletik engagieren. Von dieser kleinen Gruppe sind aber nur ganz wenige tatsächlich in die Verbandsarbeit eingebunden, auf einen großen Teil des Reservoirs verzichtet man leichtfertig, oder es haben sich diese selbst frustriert zurückgezogen. Es ist sträfliche Ressourcenverschwendung, wenn man auf einen erfahrenen und erfolgreichen Trainer wie Herwig Grünsteidl verzichtet (und Athleten quasi erpresst, sich andere Betreuer zu suchen), auf das know-how eines Hubert Millonig oder Edi Holzer oder anderer Heimtrainer (mit denen es null Kommunikation gibt) oder sich Erfolge im Nachwuchsbereich auf die Fahnen heftet, die eigentlich ihren Ursprung in den von Christian Röhrling (und Sascha Kratky u.a.) geschaffenen Strukturen haben. Aus dieser Förderschiene kommen übrigens auch Lukas Weißhaidinger und Ivona Dadic.

 

Ein wichtiger Punkt für den künftigen Präsidenten wäre weiters, dass mit etwaigen Doping-Altlasten endlich kompromisslos aufgeräumt wird. Funktionäre/Trainer/Ex-Sportler mit Dopingvergangenheit dürfen keine Verbandsfunktionen ausüben, Verdachtsfälle müssen geklärt werden. Alles andere wäre grob fahrlässig der aktuellen Athletengeneration gegenüber. Wenn in dieser Richtung bisher etwas verheimlicht wurde, kommt es gewiss irgendwann ans Tageslicht.

 

Im sportlichen Bereich muss die Strategie, alles auf 2-3 Spitzenathleten und bestimmte Orte (v.a. Südstadt) zu konzentrieren, schnellstmöglich geändert werden. (Ivona Dadic ist gerade von der Südstadt „geflüchtet“.) Die Leichtathletik kann an der Spitze längerfristig nur funktionieren und ist nicht auf Zufallsprodukte angewiesen, wenn die gesamte Bandbreite vom Nachwuchsbereich bis zum Masters-Sport und quer über alle Disziplinen und alle Leistungsstufen funktioniert und deren Leistungen entsprechend wertgeschätzt werden. Die Spitze sollte eben die Spitze einer Pyramide und nicht eines schiefen Turms sein, der im gesamten Sportgefüge mehr als wacklig dasteht.

 

Übrigens: vor einiger Zeit wurde angekündigt, dass bei der ÖLV-Sitzung im Herbst – also morgen - auch über den Antrag einer generellen Verlegung der österreichischen Crosslauf-Meisterschaften vom Frühjahr in den November entschieden werden soll. Wenn der Antrag durchgeht, wäre das ein Musterbeispiel, wie es NICHT funktionieren soll. Seit Februar 2016 hat es viele Besprechungen und Sitzungen zu diesem Thema gegeben, wobei nie die erfahrenen Trainer eingebunden waren, nur damit endlich einmal eine mehrheitliche Zustimmung erreicht wird. Ein Landesverbandspräsident meinte kürzlich sogar: „Ja, ich weiß eh, dass das ein Unsinn ist. Aber ich kann ja meinem Trainer nicht in den Rücken fallen, der das ganze initiiert hat. Also werde ich dafür stimmen…“

Der neue Präsident - oder die neue Präsidentin – kann bei diesem Thema also gleich beweisen, wie groß der Wille zu tatsächlichen positiven Veränderungen wirklich ist.

 

Anm: Siehe auch Meldung bei "hosl"

 

UPDATE 19.11.: Sonja Spendelhofer wurde heute von den LV-Präsidenten einstimmig als Präsidentin gewählt, wozu ich Sonja gratuliere!
Weiters freut mich, dass im obigen Beitrag ein Fehler enthalten ist: Ralph Vallon ist in der BSO nicht mehr vertreten. Also ein schöner Fehler.
Und nicht zuletzt: die Crosslauf-Meisterschaften bleiben im Frühjahr.

Also: ein guter Tag für die österreichische Leichtathletik. (und ein kleiner Stachel im Fleisch kann manchmal nicht schaden...)

Das Leben besteht nicht nur aus Sport: Trump & Co.

Is it a shame? Who is to blame?
Is it a shame? Who is to blame?

Trump & Co.

 

Wenn wir davon ausgehen, dass das Wahlergebnis nicht manipuliert wurde und die Wähler im Vorfeld nicht manipuliert wurden, sondern im - mehr oder weniger - Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte mehrheitlich für diesen Kandidaten gestimmt haben, dann ist die Empörung nicht über das Ergebnis angebracht, sondern über die Umstände die dazu geführt haben, dass die Mehrheit eben diese Entscheidung als beste Wahl angesehen hat.

 

Wie konnte es dazu kommen?

 

Die Menschen wollen sich wohl bei einer Wahl nicht bewusst selbst schädigen, sondern den Kandidaten wählen, von dem sie sich eine bessere Lösung ihrer Probleme und eine bessere Zukunft für das Land erhoffen, auch wenn es nur das geringere Übel angesichts des Angebotes ist. Die Gesellschaften in den entwickelten Ländern driften immer weiter auseinander. Ein immer größerer Teil der Gesellschaft (oft eher despektierlich als „Wohlstandsverlierer“ abgekanzelt) fühlt sich vom „Establishment“ aus der Politik und den Medien einfach unzureichend vertreten und die in der „offiziellen“ Öffentlichkeit diskutierten Probleme sind meist nicht jene, die die Mehrheit als vordringlich einstuft.

 

Eigentlich wäre es für Politiker, die Wahlen gewinnen wollen, ziemlich einfach. Sie müssen nur ihr Ohr an der Basis haben, und hören was die Mehrzahl der Menschen wirklich bewegt. 

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BSO-Präsidenten-"Wahl": wie war das mit "Parteipolitik raus aus dem Sport"???

Alle Politiker sind sich in Interviews einig: "Politik hat im Sport nichts verloren" - die Realität schaut etwas anders aus (Foto: OÖN/GEPA, Beitrag: C. Zöpfl)
Alle Politiker sind sich in Interviews einig: "Politik hat im Sport nichts verloren" - die Realität schaut etwas anders aus (Foto: OÖN/GEPA, Beitrag: C. Zöpfl)

Wie oft haben wir nach den Spielen in Rio gehört: "Die Politik hat im Sport nichts verloren"?

 

Auch wenn Sport an sich als gesellschaftspolitische Querschnittsmaterie eine hochpolitische Angelegenheit ist, so gibt es doch die einhellige Auffassung, dass der weitreichende PARTEI-politische Einfluss auf den organisierten Sport das Grundübel in Österreich ist. In wohl keinem anderen Gesellschaftsbereich (außer vielleicht noch im ORF) ist die parteipolitische Packelei nach der Farbenlehre des vorigen Jahrhunderts derartig einzementiert wie im Sport. In jeder (grundsätzlich hinterfragenswürdigen) Einrichtung des organisierten Sports sitzen auch immer die gleichen ca. 20 Leute, die sich gegenseitig "kontrollieren" und dabei zufällig immer parteipolitische Interessen vertreten und die eigene Macht festigen. Die gesetzlich festgeschriebene Autonomie des Sports wird so in sträflicher Weise missbraucht, die Leidtragenden sind die Sportler und der Sport als Ganzes.

 

 

 

 

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Beitrag im Standard (Fritz Neumann) über die "Fun & Sport @ Dusika"-Halle

Am 24.8. hatte ich auf Facebook einige Überlegungen zum weiteren möglichen Verwendungszweck der "Fun & Sport @ Dusika"-Halle geäußert, weil diese seit einigen Wochen nun nicht mehr als Notquartier für Asylwerber genutzt wird.

In der heutigen Ausgabe des "Standard" hat Fritz Neumann darauf zurückgegriffen und einen guten Beitrag daraus gemacht:

Sportland Österreich 2016 - wo bleiben die Reformen? Gleich beim ÖOC beginnen...

schematische Darstellung der staatlichen Sportförderung derzeit - und wie es nach einer wirklichen Reform aussehen könnte (aus meinen Vortragsunterlagen für ein Referat in Innsbruck 2015)
schematische Darstellung der staatlichen Sportförderung derzeit - und wie es nach einer wirklichen Reform aussehen könnte (aus meinen Vortragsunterlagen für ein Referat in Innsbruck 2015)

Vor 4 Wochen - nach Ende der Olympischen Spiele in Rio - hat Sportminister Hans Peter Doskozil angekündigt: "In 3 Wochen werde ich ein Konzept zur Erneuerung der Sportförderstrukturen vorlegen!" wie z.B. hier im Standard-Bericht.

 

Diese Ankündigung war natürlich komplett unrealistisch und eine parteipolitisch motivierte Alibiaktion. Erst 2013 war das nach jahrelangen Diskussionen erstellte "Bundes-Sportfördergesetz" verabschiedet worden, das eine weitere unglaubliche Verwaltungsaufblähung zu Lasten des Sports bedeutete und v.a. ehemaligen Ministersekretären neue lukrative Jobs verschaffte. Binnen weniger Wochen sollte also plötzlich alles anders sein, wer konnte das nur glauben?

 

Eine Zusammenlegung von zwei oder drei (von rund zehn) staatlichen Fördertöpfen ohne Strukturveränderungen wäre Etikettenschwindel pur, genauso wie eine Forderung nach "Parteipolitik raus aus dem Sport" und dann am nächsten Tag "die (Anm: parteipolitisch ausgerichteten) Dachverbände müssen bleiben". Sportförderung für die Spitze zum vermeintlichen "Kauf" von Medaillen ist nur dann rechtzufertigen, wenn Spitzensportförderung die Spitze einer funktionierenden Sportpyramide darstellt. In Zeiten in denen es Fälle gibt, dass Eltern von behinderten Kindern das Pflegegeld aus budgetären Gründen gestrichen wird, muss man sehr verantwortungsbewusst mit Steuergeld umgehen. Im Bundes-Sportfördergesetz steht übrigens (§ 44), dass der Sportminister eine Transparenz-Datenbank für die öffentlichen Sportfördermittel einzurichten hat, was bis heute nicht geschehen ist! (Ergänzung: man beachte in diesem Zusammenhang auch die parlamentarische Anfragebeantwortung durch den Ex-BM Gerald Klug vom Dezember 2014; zusammenfassend: "man arbeitet daran")

 

Wenn Kindern die Freude an Bewegung und Sport vermittelt wird (statt eher gewaltsam ausgetrieben), wenn es ein systematisches Talenterfassungssystem in den Schulen gibt, wenn Bildung und Sport eine Einheit sind, wenn die Sportausbildung der Lehrer (auch an den Volksschulen!) verbessert wird, wenn die Zusammenarbeit von Schulen und Vereinen funktioniert, wenn Sport und Bewegung als aktive förderungswürdige Gesundheits-Vorsorgemaßnahme anerkannt werden, wenn Mittel von der Reparaturmedizin zur Vorsorge umgeschichtet werden, wenn Wien nicht mehr das peinliche Schlusslicht in Europa hinsichtlich Sport-Infrastruktur ist, wenn es im Sport eine funktionierende Basis mit Nachwuchs- und Breitensport gibt und u.a. die Finanzierung von Nachwuchstrainern gesichert ist, wenn die Sportplätze der Schulen auch in den Sommerferien von Vereinen genutzt werden können, wenn nicht mehr Platzmeister bestimmen wer/wann Sport betreiben darf und wenn vor allem in der Verwaltung des Sports mit vielen parallel existierenden Institutionen gespart wird  - dann, und nur dann, ist auch die Förderung der Spitze sinnvoll und dem Steuerzahler plausibel zu machen!

 

Das Wort "SportFÖRDERUNG" impliziert übrigens, dass es eine in die Zukunft gerichtete Aktivität ist und nicht primär ein Belohnungssystem für in der Vergangenheit erbrachte Leistungen. Staatliche Sportförderung ist demzufolge dann sinnvoll, wenn damit die Erfolgswahrscheinlichkeit eines Sportlers signifikant gesteigert (gefördert) wird und dieser Erfolg von nationalem Interesse ist, weshalb auch Aspekte wie Einkommens-/Vermögensverhältnisse des Sportlers, Vorbildwirkung, ökologische Aspekte (Motorsport braucht nicht öffentlich gefördert zu werden, ...) und vieles mehr berücksichtigt werden muss, auch wenn dazu Mut gehört.

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ÖLV: der Präsident ist weg, aber wie geht's jetzt weiter?

Ralph Vallon hier beim "Athletics Award" am 29.2.2016, wo er sich (neben Coe und Weißhaidinger) stolz mit Jennifer Wenth präsentierte, die er dann ein paar Monate später als "weit von der internationalen Klasse entfernt" einstufte. Foto: ÖLV
Ralph Vallon hier beim "Athletics Award" am 29.2.2016, wo er sich (neben Coe und Weißhaidinger) stolz mit Jennifer Wenth präsentierte, die er dann ein paar Monate später als "weit von der internationalen Klasse entfernt" einstufte. Foto: ÖLV

Wie die interimistisch verantwortliche Präsidentin Sonja Spendelhofer im ersten ORF-Interview vollkommen richtig gemeint hat („… Ich möchte mit viel Menschlichkeit und Empathie alle wieder ins Boot holen …“), geht es nun darum, wieder Ruhe und Frieden in den Verband zu bringen, wo sich zuletzt nur mehr feindselig gestimmte Fronten gegenüberstanden und nur bedingt im Interesse des Sports gehandelt wurde. Es geht jetzt darum, persönliche Interessen und Eitelkeiten hintanzustellen und menschliche Größe zu zeigen. Das schließt ein, dass nicht die „Angst vor Gesichtsverlust“ darüber entscheidet, welche Entscheidungen der letzten Monate und Jahre als unumstößlich betrachtet werden. Menschliche Größe bedeutet, vielleicht aus vermeintlich notwendiger Loyalität getroffene Entscheidungen zu revidieren und Fehler der Vergangenheit einzugestehen.

 

Es kann jedenfalls nicht sein, dass eine Person im Zuge eines Rücktritts sozusagen als Abschiedsgeschenk „personelle Weichenstellungen“ betreibt, die im Prinzip die Fortschreibung eines falschen Weges und die rücksichtslose Umsetzung eines schädlichen „Freunderlwirtschafts-Systems“ bedeuten. Das käme einem Vermächtnis im schlechtesten Sinne gleich. Auch der ORF-Beitrag am Tag der PK hielt in der Anmoderation fest: „… personelle Strukturänderungen im Verband hatten für viel Kritik am Präsidenten gesorgt.“ Diese Kritik kann durch den Rücktritt einer Person nicht entkräftet werden.Es darf auch nicht sein, dass Ralph Vallon seine Funktionen in der BSO behält und damit sozusagen in der dem ÖLV übergeordneten Instanz weiter tätig ist und entsprechend Einfluss ausüben kann. Wenn er nicht selbst entsprechende Konsequenzen zieht, sollten das zumindest die BSO-Verantwortlichen (oder gibt’s die BSO gar nicht mehr? ;-) ) tun.

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ÖLV-Präsident Vallon zurückgetreten. Kein Sieg, aber Voraussetzung für einen vernünftigen Neustart im ÖLV.

 

Heute am Vormittag erreichten mich von Teilnehmern an der kurzfristig anberaumten Pressekonferenz des ÖLV in Wien mehrere SMS mit "Vallon ist weg", "jawohl, vallon zurückgetreten" und auch Gratulationen per mail und fb-Nachrichten. Die Gratulationen sind aber unangebracht, weil es war kein Match Lilge gegen Vallon, sondern ein engagiertes Bemühen meinerseits für eine Verbesserung des ÖLV-Zustandes. Eine Verbesserung, die dringend notwendig erscheint. Mehrere Spitzenathleten, Trainer und Funktionäre bekundeten die letzten Tage und Wochen ihren Unmut und ihre Enttäuschung über die Entwicklungen des Verbandes während der letzten Jahre, die in Form von Machtspielchen und persönlichen Eitelkeiten auf dem Rücken der Athleten und betreuenden Personen ausgetragen wurden. Statt einem Miteinander und einer klaren Linie für den Sport ist der ÖLV heute ein Sammelbecken von verfeindeten Cliquen und schafft bei Konzentration auf ganz wenige Athleten insgesamt ein absolut leistungsfeindliches Klima, das Begriffe wie Wertschätzung, fair play und Respekt vermissen lässt.

Zuerst einmal muss man Ralph Vallon Respekt für seinen Rücktritt zollen, auch wenn dieser nicht so freiwillig war, wie er es jetzt darstellt. Zuletzt ging es wie in der Politik (Vallon war früher auch Kommunikationsverantwortlicher der FPÖ, bevor er das Lager wechselte) nur mehr darum, möglichst ohne Gesichtsverlust aus dem Amt auszuscheiden und dabei keinerlei eigenes Fehlverhalten einzugestehen, sondern andere Personen für den Vertrauensverlust verantwortlich zu machen. Vallon nutzte bei der PK die Gelegenheit darauf hinzuweisen, was er angeblich Positives für den ÖLV geleistet hat. Der Rücktritt "aus persönlichen Gründen", bzw. "wegen meiner Arbeit und meiner Familie" ist natürlich so glaubwürdig wie ein Osterhase, der zu Halloween Geschenke bringt.

 

Die entsprechende Meldung auf der ÖLV-Website erinnert stark an Zeiten des Obersten Sowjets, wo der erzwungene Rücktritt von Vallon "als Weichenstellung für die Zukunft" verkauft wird. Als besondere Perfidie posierten Vallon und Generalsekretär Helmut Baudis (der mir ein paar Monate nach Amtsantritt von Vallon im Jahr 2011 mitgeteilt hat, dass es ein schwerer Fehler gewesen sei, Vallon zu holen und er sich leider täuschen hat lassen) vor einem Sujet mit Läuferin Jenny Wenth. Vallon hatte Wenth im Interview mit der Bezirkszeitung als "weit von der internationalen Klasse entfernt" eingeschätzt, obwohl sie bei mehreren internationalen Meisterschaften der letzten Jahre erfolgreichste ÖLV-Athletin war. Sei‘s drum, man brauch ihm jetzt kein Hackl ins Kreuz hauen. 

Seine Kritik an mir persönlich (die ich jetzt nur aus der apa-Meldung auf orf.at oder standard.at und krone.at kenne) nehme ich recht gelassen zur Kenntnis, so psychisch gefestigt bin ich schon, dass ich das aushalte, auch wenn ich nicht genau weiß, was ein „facebook-Beauftragter“ ist. Allerdings dürfte einem Medienprofi wie Vallon nicht so ein Kapitalfehler unterlaufen, dass er einen der einflussreichsten Sportjournalisten des Landes, der sich seit Jahrzehnten mit der Leichtathletik beschäftigt und sich in diesem Bereich sicher 100 mal besser auskennt als Vallon selbst, öffentlich als „typischen Intriganten“ bezeichnet.

 

Faktum ist, Vallon hat im ÖLV einen Scherbenhaufen hinterlassen und vor allem durch personelle Entscheidungen im Feudalherrenstil (gemeinsam mit seinem engsten ÖLV-Freund Gregor Högler) nachhaltigen Schaden verursacht. Viele erfahrene und erfolgreiche Trainer – auch im Nachwuchsbereich – wurden die letzten Jahre abserviert oder so weit gebracht, dass sie sich selbst vom ÖLV in der gegenwärtigen Form verabschiedeten.  Der Frust unter den Athleten ist groß, eine angemessene Wertschätzung der besten Sportler Österreichs schaut jedenfalls anders aus. Die Leichtathletik-Familie, die ohnehin klein ist, ist zerstritten und frustriert, darüber können auch die hervorragenden Leistungen von Athleten wie gegenwärtig Lukas Weißhaidinger nicht hinwegtäuschen. (Der offensichtlich bei jeder Gelegenheit betonen muss, dass er „ein Verbandsprodukt“ ist, …)

Nun wird am 19. November ein neuer Präsident gewählt, bis dahin führt interimistisch Sonja Spendelhofer als bisherige erste Vizepräsidentin (es gibt insgesamt 5 (!) Vizepräsidenten) des ÖLV die Geschäfte. Sie ist gewiss eine integre Persönlichkeit und kann die aufgeheizte Stimmung bis zur Wahl eines neuen Präsidenten hoffentlich etwas beruhigen. Denn egal was gesagt oder getan wurde, nun ist es an der Zeit, dass sich alle Beteiligten zusammensetzen, denen die Zukunft der österreichischen Leichtathletik am Herzen liegt.

 

Der neue Präsident

Bei der Wahl zum Präsidenten eines Fachverbandes gibt es immer zwei Möglichkeiten

 

a)    Ein Mann (oder eine Frau – in weiterer Folge verzichte ich aufs Gendern) aus der Wirtschaft, der viel Geld bringt und sich die richtigen Berater aussucht.

 

b)     Ein Leichtathletik-Fachmann, der die Leute kennt und Leistungen einschätzen kann

Mit einem Nicht-Fachmann, der versprochen hat, viel Geld zu bringen, das dann nie gekommen ist, haben wir mit Vallon nicht gerade die besten Erfahrungen gemacht. Deshalb spricht viel für einen Mann aus der Leichtathletik. Wenn es gelingt, dass die Leichtathletik dort positioniert wird, wo sie hingehört, werden auch eher Partner aus der Wirtschaft gefunden werden.

 

Entscheidend scheint jedenfalls, dass der neue ÖLV-Präsident wieder das Feuer bei allen Beteiligten entfacht und eint statt Zwietracht sät. Es geht in erster Linie nicht darum Aufgaben zu verteilen, sondern die Begeisterung für die Sache – unsere Leichtathletik – wieder zu wecken und diese Begeisterung laufend mit Leben zu erfüllen. Die Leichtathletik ist DIE Kernsportart der olympischen Spiele. Wenn in einem Land die Leichtathletik funktioniert, funktioniert auch der Sport insgesamt.

Das Anforderungsprofil an den Präsidenten des ÖLV würde ich mal grob wie folgt beschreiben (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):

  • Keine Nähe zur Parteipolitik – letztlich das Grundübel bei der letzten Bestellung;
  • Kein Dachverbands-Funktionär (solange es die Dachverbände noch gibt) – sonst kommen gleich wieder die anderen Dachverbände und wollen als Ausgleich auch ihre Jobs und entsprechenden Einfluss.
  • Erfahrung und Kompetenz im Umgang mit Medien (inkl. neue Medien) – die Leichtathletik nach außen repräsentieren und bedingungslos hinter den Athleten und Betreuern stehen. Kein Diplomat mit vielen Konjunktiven und Allgemeinplätzen, sondern ein Mann mit Ecken und Kanten. Ein ÖLV-Präsident braucht nicht Everybody’s Darling zu sein, sondern muss für seine Sportler kämpfen. Dazu bedarf es auch einer offensiven Öffentlichkeitsarbeit.
  • Wirtschaftliches know-how – letztlich geht es um die Verteilung knapper Ressourcen und größtmöglicher Effizienz;
  • Einigen statt Auseinanderdividieren von Spitzen- und Breitensport, von Nachwuchs- bis zu Masters-Athleten und von allen Disziplingruppen;
  • Wertschätzung der besten Leichtathleten Österreichs – junge Athleten und Athleten „der zweiten Reihe“ müssen einen Ansporn darin sehen, zuerst einmal national an die Spitze zu kommen mit der Option auf eine weitere Entwicklung.
  • Wertschätzung aller Trainer im Nachwuchs- und Spitzenbereich und aller ehrenamtlichen Funktionäre, die für die Arbeit an der Basis unbedingt notwendig sind;
  • Aktives Bemühen um das Einbinden aller LA-Interessierten, aller ehemaligen und aktiven Trainer und ehemaligen Spitzenathleten, aller LA-Veranstalter, die etwas zur Weiterentwicklung der LA beitragen können und wollen. Es ist eine unzumutbare Ressourcenverschwendung, wenn auf dieses know-how und diese Erfahrung nicht zugegriffen wird. (Konkret gehört z.B. Herwig Grünsteidl unbedingt wieder beschäftigt!)
  • Kenntnis der komplizierten Sportstrukturen Österreichs – jemand „von außerhalb“ braucht einfach zu lange, um das zu durchschauen.
  • Proaktive Haltung durch eigene Vorbildwirkung beim Bemühen um Imageverbesserung von Sportfunktionären, also „überkorrektes“ Verhalten (keine business-class Reisen, VIP-Buffet-Tourismus, etc.);
  • Bemühen um größtmögliche Transparenz und Positionierung des ÖLV als serviceorientierten Dienstleistungsbetrieb für alle Zielgruppen, also Athleten, Betreuer und alle LA-Interessierten;
  • Führungsstil als effiziente Kombination von Fordern und Fördern, das gilt für die Athleten, aber auch für die ÖLV-Mitarbeiter.
  • Aktives Engagement gegen Doping – das ist heute unbedingt notwendig, das sind wir den ehrlichen Athleten schuldig. Im Bereich des ÖLV dürfen keine Personen tätig sein, die durch schuldhaftes Verhalten mit Doping in Berührung gekommen sind. Absolute Integrität ist auch in dieser Beziehung unabdingbar.

In den nächsten Tagen werde ich mich mit einem gesonderten Beitrag mit den wichtigsten ÖLV-Mitarbeitern beschäftigen, die auch in der Pressekonferenz erwähnt wurden (Hannes Gruber, Helmut Baudis, Gregor Högler, Philipp Unfried, …)

 

update 10.9.

Der Umstand, dass Vallon im Zuge seines Rücktritts noch schnell versucht mit personellen Änderungen ein Vermächtnis im negativen Sinn zu hinterlassen, mutet besonders befremdlich an. Das sehen offensichtlich auch andere so.

Erfreulich aber die erste Stellungnahme von der interimistischen ÖLV-Präsidentin Sonja Spendelhofer für den ORF, deren Aussagen einen guten Kontrast zum Ex-Präsidenten Vallon darstellen.

 

Christoph Sander, selbst Läufer und Lebensgefährte von der kritisierten Jenni Wenth, war selbst bei der Pressekonferenz dabei. Er hat die ganze PK auf Tonband aufgenommen und heute Wort für Wort transkribiert.
So kann sich jeder selbst gut ein Bild machen:
Die Pressekonferenz im vollen Wortlaut

 

Es reicht! Ralph Vallon als ÖLV-Präsident untragbar.

Interview mit Ralph Vallon in der aktuellen Ausgabe des "Bezirksblattes" in Wien, das an alle Wiener Haushalte gratis verschickt wird.
Interview mit Ralph Vallon in der aktuellen Ausgabe des "Bezirksblattes" in Wien, das an alle Wiener Haushalte gratis verschickt wird.
Die meisten Sportfunktionäre in Österreich leisten hervorragende Arbeit, v.a. an der Basis und im Breitensport, wo sie engagiert und meist ohne angemessene Bezahlung einen wertvollen Beitrag für den Sport in Österreich leisten. Diese "kleinen" Funktionäre, die üblicherweise nicht im Rampenlicht stehen, sind aber zunehmend frustriert von "denen da oben", denen zur persönlichen Eitelkeits- und Machtbefriedigung offensichtlich jedes Mittel recht ist.

Im Ranking der peinlichsten Sportfunktionäre Österreichs nimmt ÖLV-Präsident Ralph Vallon eine führende Rolle ein. Mit dem nun im "Wiener Bezirksblatt" (wird gratis an die Wiener Haushalte verschickt) veröffentlichten Interview hat er aber den Rubikon überschritten und ist für den ÖLV absolut untragbar geworden. Das gilt in der Annahme, dass der betreffende Redakteur das Interview nicht erfunden hat, weil es auch zu bisherigen Aussagen Vallons und Erfahrungen mit dem ÖLV-Präsidenten passt.
Im Gegensatz z.B. zum Triathlon- oder Kanuverband fällt er seinen besten Athleten im Interview in den Rücken und macht deren Leistungen ohne interne Analysen oder Gespräche öffentlich nieder. Damit schädigt er auch eindeutig Interessen der Athleten (wie wirkt das bei der Sponsorensuche, wenn der eigene Präsident von "weit von internationaler Klasse entfernt" spricht?) und zeigt ein klar verbandsschädigendes Verhalten. Deshalb bleibt entweder nur der sofortige Rücktritt oder die Abberufung durch die verantwortlichen Gremien.
Was sind die eigentlichen Aufgaben eines Fachverbands-Präsidenten?
  • Repräsentation des Verbandes nach außen
  • Für leistungsfördernde Rahmenbedingungen im Verband zu sorgen, u.a. durch Finden von Sponsoren und anderer finanzieller Unterstützungen
  • Als "Kapitän" eines Teams für den inneren Zusammenhalt zu sorgen und bedingungslos hinter den Athleten zu stehen und deren Interessen zu vertreten.
Ralph Vallon hat in allen diesen Punkten kläglich versagt. Praktisch jedes öffentliche Auftreten resultiert aufgrund offenkundiger fachlicher Inkompetenz in einer Peinlichkeit. Er kennt nach wie vor nicht einmal die Namen "seiner" wichtigsten Athleten (im aktuellen Videointerview nennt er Ivona Dadic konsequent "Ilona" und sprach bei früherer Gelegenheit vom oberösterreichischen Athleten "Weißweidlinger") und kann Leistungen überhaupt nicht einschätzen. So bilanzierte er bezeichnenderweise am Rande der Staatsmeisterschaften im Juli in Salzburg-Rif im ORF-Interview: "Wir haben Dadic in einer guten Form gesehen." - Nur peinlich, weil Ivona Dadic wegen einer Verletzung gar nicht am Start war...
Er hat bis heute dem Verband keinen wirklichen größeren Sponsor gebracht, ganz im Gegenteil, bestehende Sponsorverträge wurden beendet. Es wäre grundsätzlich nicht zwangsweise erforderlich, dass ein Präsident profunder Kenner der Sportszene ist, aber wenn er über keine fachliche Kompetenz verfügt, muss er sich zumindest von den richtigen Leuten einflüstern lassen, wie das auch in der Politik sein sollte.
Er hat die letzten Jahre in enger Zusammenarbeit mit Gregor Högler eine Spur der personellen Verwüstung durch den Verband gezogen und praktisch alle kompetenten und erfahrenen Mitarbeiter abserviert. Die Vorgangsweise bei den personellen Säuberungen zeigt dabei das gleiche Muster wie bei Diktatoren und schwachen Politikern, die keine fähigen Leute in ihrem Umfeld dulden, die ihnen gefährlich werden können. Er hat mehrfach direkt auf Athleten eingewirkt (oder an Mitarbeiter diese Aufgabe delegiert), dass diese sich ein "neues Umfeld" suchen sollen und damit das für jede Spitzenleistung erforderliche Vertrauensverhältnis zwischen Trainern und Athleten zu stören versucht. Er hat sich z.B. bei der Hallen WM in Polen geweigert, sich mit seinen Athleten an einen Tisch zu setzen, weil er sich für deren Leistungen genierte und hat stattdessen Bemühungen gezeigt, dass ausländische Athleten "eingekauft" werden, um auch endlich zu Medaillen zu kommen, für die er gern verantwortlich gewesen wäre. 
Wie kam es dazu, dass Ralph Vallon überhaupt ÖLV-Präsident wurde?
Er wurde seinerzeit von einer ehemaligen Ministersekretärin, also der Parteipolitik, dem ÖLV "empfohlen", hatte aber keinerlei wirklichen Bezug zur Leichtathletik. Er versprach vor seiner Wahl vollmundig dass er sein Netzwerk v.a. für weitreichende finanzielle Unterstützung des Verbandes nützen werde, wobei sogar konkrete Zahlen genannt wurden, die in der Praxis nicht einmal ansatzweise realisiert wurden. 
Politik ist in diesem Fall ein gutes Stichwort: Ralph Vallon engagierte sich früher, als Susanne Riess-Passer Sportministerin und Vizekanzlerin war, für die FPÖ/BZÖ und war sogar deren Kommunikationschef. Wie manche andere aus diesem Umfeld machte er sein Doktorat an der Bezahl-Universität "Imadec", der längst das Öffentlichkeitsrecht entzogen wurde. Später drehte er sein politisches Fähnchen und ist seither im SPÖ-nahen Bereich aktiv. In einem Buch ("Harakiri") rechnete er mit seinen ehemaligen Parteifreunden ab. Vallon war dann praktisch immer in parteinahen Unternehmen der Stadt Wien tätig, v.a. im Echo-Media-Verlag. Sein "Club Cuvée" ist eine "Netzwerkplattform", die frappant an den "Club 45" erinnert, wo sich Promis (?) aus Politik und Wirtschaft zum Netzwerken und Weintrinken treffen.

 

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Rio 2016 ist Geschichte. Die Konsequenzen?

Bei jeder vernünftigen Reform müssen zuerst die Ziele definiert werden. Sind das im konkreten Fall Medaillen um jeden Preis?
Bei jeder vernünftigen Reform müssen zuerst die Ziele definiert werden. Sind das im konkreten Fall Medaillen um jeden Preis?
Eigentlich war ich dabei, eine ausführliche (subjektive) Analyse über die Olympischen Spiele in Rio v.a. aus österreichischer Sicht zu schreiben und natürlich auf aus meiner Sicht notwendige Reformschritte hinzuweisen. Habe dann aber bemerkt, dass ich das ohnehin im Februar bei einem Vortrag in Innsbruck beim "Tiroler Sportforum" schon alles erzählt habe. (Seither grüßen mich ein paar Funktionäre weniger...)
Nachdem ich mich seit Jahrzehnten mit dem Thema beschäftige, behaupte ich mal ganz präpotent, dass das eine ganz gute Diskussionsgrundlage wäre. Schon bemerkt, dass u.a. auch der Rechnungshof immer wieder (2009, 2012, ...) auf die Missstände im Sportfördersystem hingewiesen hat und dass BM Darabos 2009 fast wortidentische Aussagen zum System getätigt hat wie jetzt BM Doskozil? Konsequenzen?
Die Unterlagen gibt's hier zum download, einige Medien (z.B. gestern "News") haben das ja schon genutzt.
Die Diskussion sei hiermit eröffnet.
Ich werde in den nächsten Tagen immer wieder kleine Beispiele aus der Praxis beschreiben, die den Reformbedarf und auch die notwendigen konkreten Schritte zur Verbesserung des österreichischen Sportsystems verdeutlichen.
Freue mich auch über persönliche Meinungen: w.lilge@team2012.at

 

Interview mit Oberösterreichischen Nachrichten zu IOC, Bach und anderen Olympiathemen

Christoph Zöpfl, der Sportchef der OÖN, hat mich ein paar Tage vor der Eröffnung der Olympischen Spiele in Rio zum Interview gebeten. Ich habe klare Worte gewählt, wo es um die unrühmliche Rolle des IOC und des Präsidenten Thomas Bach geht.
Für mich ist er der Anführer eines sportpolitischen Selbstmordkommandos, der die Olympische Idee tötet.
Hier geht's zum Interview.

Russlands Staatsdoping: IOC-Präsident Bach geht vor Putin in die Knie, fällt Sportlern in den Rücken und desavouiert die WADA. Zustimmung praktisch nur vom ÖOC!

Russlands Präsident Putin (li), ÖOC General P. Mennel (3. v. links) und ÖOC-Präsident Stoss (ganz rechts). Foto: "der Standard" (online, 25.7.); (c) apa, ÖOC, Erich Spiess (bei Beanstandung der Veröffentlichung bitte uns kontaktieren)
Russlands Präsident Putin (li), ÖOC General P. Mennel (3. v. links) und ÖOC-Präsident Stoss (ganz rechts). Foto: "der Standard" (online, 25.7.); (c) apa, ÖOC, Erich Spiess (bei Beanstandung der Veröffentlichung bitte uns kontaktieren)

Bereits vor einigen Tagen wurde der Komplettausschluss der russischen Leichtathleten von den Olympischen Spielen in Rio 2016 wegen systematischen (Staats-)Dopings im großen Stil beschlossen. Untersuchungen, die im Prinzip von einem einzelnen Journalisten (Hajo Seppelt) initiiert wurden brachten zutage, dass sich das Doping keineswegs auf einzelne Sportler oder Gruppen beschränkte, sondern dass man tatsächlich von staatlich gesteuertem Doping in Russland inkl. struktureller Vertuschung und Manipulation sprechen kann.

 

Es erschien von Beginn an mehr als unglaubwürdig, dass sich diese Manipulationen auf die Leichtathletik beschränkten, wobei u.a. auch der russische Sportminister Mutko persönlich seine Finger im Spiel hatte.

 

Der in den letzten 57 Tagen fertigstellte Untersuchungsbericht des kanadischen Prof. McLaren im Auftrag der Welt-Antidopingagentur (WADA) bestätigt die schlimmsten Befürchtungen. Er zeigt nicht nur die filmreifen Manipulationen im Rahmen der Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi unter Mitwirkung des russischen Geheimdienstes und führender Politiker, sondern auch staatlich gesteuerte Betrügereien in vielen Sommer- und Wintersportarten.

 

Auf Basis des umfassenden Untersuchungsberichts kam die WADA zur Erkenntnis, dass ein Ausschluss des russischen NOK und damit aller russischen Sportler von den Olympischen Spielen in Rio eine notwendige Maßnahme zur Strukturreform darstellt. Wie viele Kommentatoren zusammenfassten: "Was muss ein Land noch alles anstellen, damit es von Olympischen Spielen ausgeschlossen wird, wenn es in derart gravierender Form gegen die Olympischen Werte verstößt?", wäre bei rationaler Vorgangsweise nur ein Ausschluss die logische Entscheidung des IOC als Ausrichter der Olympischen Spiele gewesen.

 

Gestern gab nun das IOC in Person ihres Präsidenten Thomas Bach die Entscheidung bekannt:

 

Das IOC schließt Russland NICHT aus, sondern überträgt die Verantwortung an die jeweiligen Fachverbände, die selbst entscheiden mögen, welche Sportarten trotz des Skandals in Rio dabei sein sollen.

 

Dass das IOC den Bericht der WADA derart ignoriert und die WADA „overruled“, kommt einer unerträglichen und beispiellosen Desavouierung gleich, wobei die Leidtragenden einmal mehr die sauberen Sportler sind. Die Entscheidung des Hrn. Bach, dieser Personifikation aller klischeehaften negativen Eigenschaften eines Sportfunktionärs mit dem pathologischen Drang zur Selbstdarstellung auf Kosten des Sports, kommt einem Affront gegenüber all jenen Sportlern gleich, die sich tagtäglich im Training sprichwörtlich den Arsch aufreißen und sich über Jahre hindurch konsequent auf ihr großes Ziel Olympia vorbereitet haben. Auch die heute befragten österreichischen Sportler (z.B. der Schwimmer Felix Auböck im Interview auf ORF Sport+) brachten zum Ausdruck, dass sie sich durch diese Entscheidung betrogen fühlen.

 

Die mit wohlgesetzten Worten formulierten Sonntagsreden des IOC-Präsidenten hinsichtlich „zero tolerance“ gegenüber Doping im olympischen Sport entpuppen sich als leere Worthülsen, die jenen der schlimmsten Politiker der Welt um nichts nachstehen.

 

Praktisch alle internationalen Medien, Spitzensportler und Sportorganisationen bedauerten heute diese Entscheidung und zeigten sich zum Teil schockiert. Die angesehene FAZ in Deutschland, die lange Zeit hinter Bach stand, schreibt heute: "Mit ihrer Entscheidung, russische Athleten in Rio starten zu lassen, hat das IOC der Sportwelt einen schwarzen Sonntag beschert. Der Präsident und sein Kommitee fallen vor den Verrätern der olympischen Idee auf die Knie." Damit thematisierten die Medien auch die gar nicht in Abrede gestellte enge Freundschaft zwischen Thomas Bach und dem russischen Präsidenten Vladimir Putin. Die Mutmaßungen, dass entsprechend der langen Tradition hohe Geldbeträge, die von Moskau nach Lausanne (IOC-Sitz) transferiert wurden, eine erhebliche Rolle bei der Entscheidungsfindung gespielt haben könnten, sind aufgrund der historischen Vorfälle, wo sich das IOC als mindestens so korrupter Verein wie die FIFA oder die IAAF erwiesen hatte, nicht einfach zu entkräften.

 

In einem gemeinsamen Schreiben forderten u.a. die nationalen NADAs vieler Länder (darunter auch Österreich) den kompletten Ausschluss von Russland als wichtige Antidoping-Maßnahme, aber auch deren Meinung wurde ignoriert. NADA-Austria-Chef Cepic zeigte sich "maßlos enttäuscht".

 

Der Gipfel der unglaublichen IOC-Entscheidung: Julia Stepanova, die mit Hilfe des Journalisten Hajo Seppelt als Kronzeugin erst die Aufklärung des größten Sportskandals in der Geschichte ermöglicht hat und damit auch eine große persönliche Gefahr eingegangen ist (andere Mitwisser sind in Russland „zufällig“ in jungen Jahren plötzlich verstorben oder verunfallt…), wird für ihr couragiertes Verhalten nicht nur mit einem Olympiabann belegt, sondern unglaublich verhöhnt. Bach verbietet ihr zwar die Teilnahme an den Olympischen Spielen, lädt sie und ihren Mann aber zum Zuschauen nach Rio ein, wo sie dann vor Augen geführt bekommen soll, wie das internationale Antidoping-Bemühen den Bach hinuntergeht.

 

Der deutsche Anti-Dopingexperte Fritz Sörgel schreibt von einem "widerlichen, abgekarteten Spiel" im Handelsblatt. Fundierte Hintergrundberichte gibt es natürlich wieder bei Jens Weinreich, der davon schreibt, dass der IOC-Präsident "vor den Verrätern auf die Knie fällt".

Wie widersprüchlich und heuchlerisch die IOC-Entscheidung ist, zeigt auch der Umstand, dass alle russischen Leichtathleten (außer der Weitspringern Darya Klishina, die in Florida trainiert) von Rio ausgesperrt bleiben, dazu alle anderen russischen Sportler aus anderen Sportarten, die schon einmal eine Dopingsperre hatten (z.B. die Schwimmerin Yulia Efimova), nicht aber Sportler aus anderen Ländern, die zum Teil sogar schon mehrere Dopingsperren hinter sich haben, wie z.B. der US-Sprinter Justin Gatlin. Nicht nur der deutsche Leichtathletik-Verbandschef Clemens Prokop hält die IOC-Entscheidung für rechtswidrig: „Das ist eine Verletzung der Rechtsprechung des CAS und des Gleichheitsprinzips.“, siehe orf.at.Dazu muss angemerkt werden, dass der ÖLV als Folge der Dopingskandale in der Vergangenheit als einer der wenigen Verbände beschlossen hat, dass keine ÖLV-Athleten für Olympische Spiele nominiert werden, die jemals eine längere Dopingsperre (über 6 Monate) hatten. Eine ähnliche Entscheidung hat auch das ÖOC für seine Sportler getroffen, wobei diese Entscheidungen rechtlich auf etwas wackligen Beinen stehen. (siehe z.B. den Beitrag in der PRESSE)

 

Mittlerweile (Stand 26.7., 9:00) haben als erste Verbände der Tennisverband (die auch etwas Angst haben, dass die besten Tennisspieler Rio genau so wenig interessieren wird wie die Mehrzahl der besten Golfer), der Judoverband, der Verband der Bogenschützen und der Turnverband deren russischen Sportlern die Starterlaubnis für Rio gegeben.

 

Bedauern nun wirklich alle Sportorganisationen die "feige" Entscheidung von IOC-Präsident Bach?

 

Nein, es gibt ein paar Russland freundlich gesinnte "Schurkenstaaten", und wieder einmal zum Kopfschütteln ist das Verhalten des ÖOC, das eigentlich die Interessen der österreichischen Olympiasportler vertreten sollte. Deren Generalsekretär Peter Mennel zeigte sich heute mit der IOC-Entscheidung zufrieden, was ihm rundherum praktisch durchwegs verständnislose oder hämische Kommentare einbrachte.

 

Fritz Neumann schreibt heute im Standard: "Selten rief eine sportpolitische Entscheidung so viel Empörung hervor wie der Beschluss, Russlands Team trotz handfester Belege für staatlich gefördertes Doping an Olympia teilnehmen zu lassen. Österreich verhält sich wieder einmal klassisch, also österreichisch". Zum ganzen Beitrag im heutigen Standard.

 

Ist die Haltung des ÖOC Zufall, wo doch ÖOC-Präsident Karl Stoss selbst kurz vor seiner „Wahl“ ins IOC steht? Die Aufnahme dürfte nur mehr Formalität sein, jetzt sicherlich noch mehr, siehe HIER. Das ÖOC, das zuletzt wegen einiger fragwürdiger Olympianominierungen bzw. Nicht-Nominierungen in der Kritik stand, hat sich mit dieser Entscheidung in – leider – guter Tradition wieder einmal selbst übertroffen. Die neue Führung hat zwar nach der kriminellen Vorgeschichte (der frühere Generalsekretär Heinz Jungwirth sitzt nach rechtskräftiger Verurteilung wegen der Veruntreuung mehrerer Millionen für den Sport vorgesehener Mittel im Gefängnis) recht bemüht begonnen. Nun scheint man aber wieder in die fast systemimmanenten Fahrwässer der Sportpolitik im schlechtesten Sinne zu geraten, wo das eigene Machtstreben über die Interessen der Sportler gestellt wird. Das Verhalten des ÖOC gegenüber dem IOC und damit Putin ist hinsichtlich olympiareifer Mastdarmakrobatik kaum mehr zu übertreffen. Hier scheint Sportminister Hans Peter Doskozil gefordert, der einen überaus lukrativ aus öffentlichen Mitteln entlohnten Generalsekretär nicht tolerieren sollte, der mit seinem Verhalten indirekt die internationale Dopingbekämpfung sabotiert und den Sportlern in den Rücken fällt!

 

Jetzt kommen naturgemäß wieder viele Meinungen, wonach sowieso alle Spitzensportler gedopt sind und die aktuelle Diskussion nur von einseitiger Russophobie geprägt sei. Dem ist entgegen zu halten: realistische Schätzungen auf der Basis von konkreten Indizien und auch aufgrund von anonymen Befragungen (z.B. anlässlich der LA-WM 2011) gehen davon aus, dass 30 - 40% aller Olympiateilnehmer in irgendeiner Form "Dopingerfahrung" haben, was nicht bedeutet, dass sie bei Olympia gedopt antreten. In manchen Sportarten sind es etwas mehr, in anderen weniger, tendenziell in den Medaillenrängen natürlich etwas mehr. Die Behauptung, dass ALLE Spitzensportler dopen ist jedenfalls eine ungerechtfertigte Pauschalverurteilung und kommt immer nur von Menschen, die sich sehr oberflächlich mit der Materie beschäftigen.

 

Anm: für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung, bei diesem Thema fällt es aber schwer, emotionslos zu bleiben.

 

nochmal mein ZIB-24 Interview zum Thema. Wenn das Video in der TvThek nicht mehr verfügbar ist, dann hier auf YouTube.

Artikel in der FAZ

Beitrag gestern im STANDARD

Videokommentar von Hajo Seppelt zur IOC-Entscheidung auf ARD

Kommentar und Stellungnahmen von deutschen Sportlern in der BILD
"Kämpfer gegen Doping entsetzt" auf orf.at

Österreichs Sportler: "shame on you!" auf orf.at
Diskus-Weltmeister Robert Harting war immer schon Klartextsprecher. In der FAZ: "Bach war Teil des Doping-Systems" und "das ist jetzt eine neue Enttäuschungs-Dimension"

Kommentar in der ZEIT, insbesondere zu Stepanova "Mehr Hohn geht nicht"
Zumindest in Deutschland gibt es auch Sportfunktionäre mit Charakter:

Der Kommentar des Sportrechtlers Peter Lehner dazu:

Kommentar des deutschen Lauf-Erfolgstrainers Kurt Ring dazu:

Interview mit der NADA-Chefin Deutschlands, Andrea Gotzmann

Auch Heike Henkel bezieht klar Stellung, wobei sich bis jetzt eigentlich kein Spitzensportler gefunden hat, der die Entscheidung des IOC (und des ÖOC) begrüßt - außer jenen aus Russland

 

letztes update: 29.7.

mehr lesen

Im ZIB 24 Studio zum Thema: Olympiaausschluss Russlands wegen systematischen Dopings?

im ZIB 24 Studio mit Moderator Roman Rafreider
im ZIB 24 Studio mit Moderator Roman Rafreider

Heute wurde der von der WADA in Auftrag gegebene Untersuchungsbericht über das staatlich organisierte Doping in Russland präsentiert.

Der ORF hat mich deshalb kurzfristig zu einem Studiointerview in die ZIB 24 gebeten.

Das Interview kann HIER nachgehört und gesehen werden. Wenn das Video in der ORF TvThek nicht mehr verfügbar ist, dann hier auf YouTube.

 

Wer den vollständigen Untersuchungsbericht von Prof. McLaren lesen möchte, den gibt's HIER auf Website zum download.

ÖOC verweigert Lemawork Ketema die Olympiateilnahme

Lemawork Ketema nach seinem 2. Platz beim Rio-Marathon 2015 (Foto: Harald Fritz)
Lemawork Ketema nach seinem 2. Platz beim Rio-Marathon 2015 (Foto: Harald Fritz)

Heute war also die mit Spannung erwartete letzte Nominierungsrunde des ÖOC für die Olympischen Spiele in Rio. Grundsätzlich ist es so, dass die nationalen Fachverbände Athleten dann vorschlagen dürfen, wenn die internationalen Qualifikationsrichtlinien erfüllt werden. Das ÖOC kann daraufhin nach eigenem Ermessen entscheiden, ob der jeweilige Athlet als olympiawürdig gilt.

 

Große Hoffnungen auf eine Nominierung durfte sich Lemawork Ketema für den Marathonlauf machen, wo er das internationale Limit (2:19:00) im Qualifikationszeitraum mehrmals unterboten hat, aber knapp über dem vom ÖLV gemeinsam mit dem ÖOC festgelegten Limit (2:14:00) geblieben war. Dazu muss angemerkt werden, dass die IAAF das ursprüngliche Limit - so wie viele andere Limits in der LA - im November 2015 auf 2:19:00 erleichtert hat, das ÖOC ist dabei nicht entsprechend "mitgezogen". Dass eine einfache Übernahme des internationalen Limits (2:19/2:45) nicht sinnvoll/angemessen ist, ist für Insider einleuchtend, außer es hat kein anderer Sportler aus einem Land in irgendeiner Sportart ein Limit (ähnlich dem früheren B-Limit) und es sollte dadurch zumindest ein Sportler aus diesem Land bei Olympia dabei sein.

 

Heute, am 15.7., hat das ÖOC beschlossen, dass die Leistungen von Lemawork Ketema NICHT olympiawürdig sind, die Enttäuschung ist natürlich groß.

 

Es gibt letztlich keine objektive Entscheidung, ob eine Leistung olympiareif ist und man kann Sportarten und Disziplinen nie direkt miteinander vergleichen, auch wenn das - völlig unsinnigerweise - bei der Sportförderung in Österreich leider dauernd passiert.

 

Dazu ein paar Fakten:
Eine Olympianominierung sollte - genau wie eine Sportförderung -  primär nicht eine Belohnung für vergangene Leistungen sein, sondern Athleten sollten dann zu Olympischen Spielen vorbehaltlich einer Erfüllung der international festgelegten Kriterien entsendet werden, wenn zu erwarten ist, dass diese Athleten sich dort in guter Form präsentieren können und Österreich würdig vertreten. Beim Marathonlauf sind IAAF und IOC bestrebt, relativ große Starterfelder zu haben, was bei anderen Disziplinen (z.B. Stabhochsprung) naturgemäß einfach nicht möglich ist. Marathonläufer können auch nicht jede Woche einen Limitversuch starten und die Qualifikationsleistung ist von externen Faktoren (äußeren Bedingungen, Starterfeld, etc. ) abhängig, die der Sportler nicht beeinflussen kann.

 

Doch was ist olympiawürdig?

Ist es peinlich, wenn ein Sportler am Ende des ersten Drittels oder im Mittelfeld des Marathonfeldes ins Ziel kommt? Realistisch betrachtet wäre Lema nicht im absoluten Spitzenfeld gelandet. Beim Hamburg-Marathon im vergangenen April war er etwas über 9 Minuten hinter dem (äthiopischen) Sieger und blieb mit 2:16:19 bei windigen Bedingungen recht deutlich über der nationalen Qualifikationsmarke. Aber die Personen in seinem Umfeld wissen, dass er davor lange Zeit eine leichte Verletzung hatte und erst kurze Zeit wieder fit war. Voriges Jahr im Sommer (der Qualifikationszeitraum reichte zurück bis zum 1.1.2015) wurde Lema 2. beim Rio-Marathon (auf einer anderen Strecke als dem Olympiakurs) mit der sehr guten Zeit von 2:14:23 und zeigte damit auch, dass er mit den klimatischen Bedingungen dort sehr gut zurechtkommt. Jedenfalls bedarf es keiner besonderen prophetischen Gabe um zu behaupten, dass Lema beim olympischen Marathon einen relativ besseren Platz erreicht hätte als die meisten anderen nun Nominierten.

 

Er wurde  - gegen den Willen des ÖLV-"Teamleiter-Laufs" Günther Weidlinger - zur Europameisterschaft nach Amsterdam mitgenommen, wo er beim Halbmarathon startete. Er war dort mit Abstand bester Österreicher und lief im Feld der 92 Läufer auf den sehr guten 20. Platz, wobei er mit 1:05:10 rund 3 Minuten hinter dem Sieger blieb. Das war zwar sehr gut, aber eben auch nicht so, dass das ÖOC "wow!" gesagt und ihn auf Knien um eine Teilnahme in Rio angebettelt hätte. Jedenfalls blieb er vor allen deutschen Läufern, die ihr Land in Rio im Marathon vertreten dürfen und es wird wohl auch Nicht-Insidern plausibel erscheinen, dass das kleine Österreich im Marathonlauf keine strengeren Maßstäbe als Deutschland anlegen sollte.

 

Wie auch immer, alleine der Umstand, dass bis zum heutigen Tag mit einer Entscheidung zugewartet wurde, ohne die Betroffenen in irgendeiner Form mit einzubinden, stellt eine deutlich zum Ausdruck gebrachte geringe Wertschätzung der besten Sportler des Landes durch die betreffenden Funktionäre dar! Es hat bei der Olympia-Nominierung nicht viele Grenzfälle gegeben, weil fast alle Fälle ohnehin durch die internationalen Kriterien klar festgelegt wurden und keinen Diskussionsspielraum ließen. Wäre es nicht angemessen gewesen, dass man sich rechtzeitig im Vorfeld (womit tatsächlich auch noch eine professionelle, zielgerichtete Vorbereitung möglich gewesen wäre) mit den Grenzfällen - den betroffenen Sportlern samt Betreuern - zusammensetzt und gemeinsam pro und kontra durchgeht? Dann hätte man über Leistungsaufbau, Verletzungen, Bedingungen bei Qualifikationswettkämpfen u.ä. offen reden und auf der Basis dieser Argumente eine Entscheidung nach bestem Wissen und Gewissen fällen können.

 

Das geschah aber leider nicht. Der ÖLV hat Lema dem ÖOC nach seiner Leistung bei der EM (noch einmal) zur Nominierung für die Olympischen Spiele vorgeschlagen, das ÖOC hat es sich aber - den Vorwurf müssen sich die Zuständigen gefallen lassen - jedenfalls zu leicht gemacht. Die neue Führung des ÖOC hat nach der vorherigen kriminellen Führung (der ehemalige Generalsekretär wurde wegen Unterschlagung mehrerer Millionen Euro rechtskräftig zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt) zwar recht bemüht begonnen, aber die letzte Jahre mehrt sich zurecht die Kritik, dass sich die Funktionäre immer weiter vom Sport entfernen, statt für die Sportler da zu sein. An Stelle einer dienstleistungsorientierten Serviceinstitution dominiert leider immer mehr Freunderlwirtschaft und Machtstreben, so kommt es dann auch zu solchen Entscheidungen. (explizit möchte ich ÖOC Präsident Stoss von dieser Kritik ausklammern, der mit dem Tagesgeschäft nichts zu tun hat). Wenn - gut bezahlte - Funktionäre zum Feind der Sportler werden und sich nicht mit aller Kraft für das "Funktionieren" des Sportsystems einsetzen, sind sie fehl am Platz!

 

Die negative Entscheidung im Fall Lemawork ist leider kein Einzelfall. Es betrifft in der Leichtathletik ebenso die beiden anderen Marathonläufer Valentin Pfeil und Edwin Kemboi, die auch das internationale Limit unterboten hatten sowie die junge Triathletin Julia Hauser, die die internationalen Richtlinien erfüllt hat, aber für die sich das ÖOC auch nicht eingesetzt hat.

 

Ob fair oder nicht, unterliegt immer einer subjektiven Einschätzung. Die Leichtathletik selbst ist eine derart breit gefächerte Sportart, dass sich die Leistungen der Sportler in den unterschiedlichen Disziplinen nicht wirklich miteinander vergleichen lassen. Im Sportprogramm des ÖLV bei den Nominierungsrichtlinien für die Olympischen Spiele in Rio steht z.B. explizit: "Für Athlet/innen, die im Jahr 2015 das Qualifikationslimit erbracht haben, ist in der Wettkampfsaison 2016 (Freiluft) lt. Nominierungskriterien des ÖOC eine Leistungsbestätigung erforderlich. Diese Leistungsbestätigung ist ident mit dem Qualifikationslimit für die Europameisterschaften 2016 in Amsterdam." Heute wurden aber u.a. 2 Sportlerinnen für Rio nominiert, die dieses Kriterium definitiv nicht erfüllt haben. Natürlich sollen diese Sportlerinnen in Rio dabei sein, aber man braucht nicht auf der einen Seite "kein Limit!" schreien und auf der anderen Seite es selbst nicht so genau nehmen. Dass sich der ÖLV-Teamleiter auch bei den Rio-Nominierungen gegen die Marathonläufer ausgesprochen hat, war in diesem Zusammenhang natürlich so wertvoll wie ein Kropf. Lema hat jedenfalls bewiesen, dass er JETZT in Hochform ist und eine Nominierung verdient hätte. Er wird daran aber sicher nicht zerbrechen, sondern den Funktionären auf sportliche Weise zeigen, dass sie einen Fehler gemacht haben.

 

update 16.7.:

Die Wertschätzung für die Läufer wird auch durch den Umstand verdeutlicht, dass bei den Frauen Marathon-Starterin Andrea Mayr (die einzige LA-Weltmeisterin, die Österreich je hatte) OHNE BETREUER nach Rio muss, während unsere Mehrkämpferin gleich mit 3 persönlichen Betreuern anreist... (schon klar, dass der Mehrkampf betreuungsintensiver ist und dass dort eine bessere Platzierung möglich ist)

 

IAAF-Council Meeting in Wien - warum Russlands Leichtathleten von Rio 2016 ausgeschlossen werden

IAAF-Präsident Sebastian Coe an der Seite von Andreas Vojta beim Meeting in Oslo (Foto: O. Brockmann)
IAAF-Präsident Sebastian Coe an der Seite von Andreas Vojta beim Meeting in Oslo (Foto: O. Brockmann)

Derzeit tagt der Vorstand des Leichtathletik-Weltverbandes (IAAF-Council) in Wien. Ein Zeichen der neuen Bescheidenheit setzt man ja nicht gerade, denn die Weichenstellung für die Leichtathletik-Zukunft wird im feudalen Grand-Hotel getroffen (passend aber im zweiten Untergeschoss), wobei das Floridsdorfer Haus der Begegnung vielleicht angemessener gewesen wäre, wo der Tross der knapp 100 wichtigen Menschen auch Platz gefunden hätte.

 

Von der Öffentlichkeit wahrgenommen wird wohl nur die Schluss-Presskonferenz am Freitag um 17:00, wo die IAAF die Entscheidung darüber bekanntgeben wird, ob Russlands Leichtathleten tatsächlich von den Olympischen Spielen in Rio ausgeschlossen werden.

 

Die Spannung hält sich aber in Grenzen, denn wenn nicht die Nachwirkungen der Getränke beim heutigen Heurigen-Empfang des ÖLV zu irrationalen Entscheidungen morgen führen, ist dieser Ausschluss praktisch fix.

 

Die WADA hat schon vor ein paar Tagen den Olympia-Bann praktisch vorweggenommen und es käme einer Desavouierung der Welt-Antidoping-Agentur gleich, wenn man sich als Verband gegen die WADA-Meinung stellt.

 

Tatsächlich darf man sich etwas darüber wundern, dass der in den letzten Jahren wohl korrupteste Verein der Welt (der ehemalige Verbandspräsident Lamine Diack verlangte von Athleten Geld für die Vertuschung von Dopingproben und "packelte" offensichtlich mit den verantwortlichen Russen) über die Korruption eines Landes und seines "Antidoping-Systems" urteilen soll. Das ist ungefähr so, wie wenn beim Jahrestreffen der Camorra darüber diskutiert wird, ob die Eissalons in Palermo ihrer Registrierkassenpflicht nachkommen.

 

Aber im IAAF-Council hat sich ja einiges geändert. Helmut Digel, wahrscheinlich die einzige moralische Autorität und LA-Experte in Personalunion, musste gehen (er wurde als IAAF-Vizepräsident nicht wiedergewählt), weil er die schmutzigen Spiele nicht mitspielen wollte. An der Spitze steht nun Sebastian Coe, dem jedenfalls ein Vertrauensvorschuss gebührt. Wenn er nicht die Organisation wieder halbwegs auf die richtige Bahn führen kann, wer dann? Viel Zeit hat er nicht mehr.

 

Man muss klar festhalten: weder IAAF, noch IOC oder WADA haben es geschafft, hinsichtlich Bekämpfung des strukturellen Dopings und der Korruption in der Welt-Leichtathletik etwas auszurichten. Eher macht man sich der Unterlassung, wenn nicht sogar der Beitragstäterschaft schuldig. Dass im letzten Jahr soviel an Aufklärung passiert ist verdanken wir zum Großteil einem engagierten deutschen Journalisten (Hajo Seppelt), der mit bescheidenen Mitteln - gänzlich ohne staatliche oder sportrechtliche Ermittlungsmethoden, praktisch auf eigene Faust und Finanzierung durch einen TV-Sender - hinter die Kulissen geschaut hat und mit Hilfe von Whistleblowern die eigentlich relativ leicht verfügbaren Informationen zusammengetragen hat.

 

Gedopt wird auf der ganzen Welt, aber mit Hilfe von staatlich strukturierten Systemen und derart weitreichend ist das derzeit nur in Russland der Fall. Deshalb muss - auch zur Abschreckung - Russland von den Olympischen Spielen ausgeschlossen werden. Da es höchst unwahrscheinlich ist, dass ausgerechnet nur in der Leichtathletik mit derartiger Intensität gedopt wird (die Ermittlungen der letzten Wochen und auch im Zusammenhang mit den Olympischen Heim-Winterspielen in Sotschi ergeben ein "stimmiges" Gesamtbild), darf sich der Ausschluss keinesfalls auf die Leichtathletik beschränken.

 

Bereits im ZIB 24 Interview am 11.11.2015 habe ich auf diesen Umstand hingewiesen, mittlerweile sind fast im Wochentakt neue Ermittlungsergebnisse und Dopingfälle dazu gekommen, die diesen Ausschluss rechtfertigen, wobei auch die Ermittlungen in anderen Ländern weitergehen müssen. Bitte auch meinen früheren Bericht HIER vom März 2016 und HIER vom 12.11.2015 beachten.

 

Mit dem Ausschluss kann und muss wohl ein Zeichen gesetzt werden, aber daran anknüpfen müssen strukturelle Änderungen in der Dopingbekämpfung, wo vor allem Interessenskonflikte vermieden werden müssen.  

Eine gute Darstellung der aktuellen Situation findet sich in der Neuen Zürcher Zeitung und z.B in der Süddeutschen Zeitung.

 

Klare Worte findet auch Österreichs beste Bahn-Langstreckenläuferin (und bestplatzierte ÖLV-Athletin bei den letzten Großereignissen) Jennifer Wenth im Standard-Interview, die nicht nur auf einen Ausschluss der russischen Leichtathleten von Rio 2016 hofft, sondern auf ein Startverbot aller russischen Sportler, von dem auch Österreich indirekt profitieren könnte.

 

Etwas skurril mutet der Bericht in der "Kleinen Zeitung" an, wo ÖLV-Präsident Vallon ziemlich unverhohlen von sich gibt, dass er selbst eigentlich ins IAAF-Council gehört und auch: "unsere klare Haltung gegen Doping bleibt aufrecht!" - Na dann...

Update 17.6. kurzfristig wurde ich heute zum Live-Interview ins Ö1-Mittagsjournal geladen. Das Interview gibt's ein paar Tage zum Nachhören.
Durch Klick auf "mehr lesen" geht's auch zum möglichen download der .mp3-Datei

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Olympische Medaillen - lässt sich darüber eine "Sportnation" definieren?

So ungefähr wars bei der Rückkehr von den letzten Olympischen Sommerspielen ... (Fotoquelle leider nicht mehr eruierbar, bzw. "R.")
So ungefähr wars bei der Rückkehr von den letzten Olympischen Sommerspielen ... (Fotoquelle leider nicht mehr eruierbar, bzw. "R.")

Eine Olympiamedaille – der Traum jedes Spitzensportlers!

 

Der Traum von einer Olympiamedaille beflügelt tagtäglich viele Spitzensportler auf der ganzen Welt. Aber wie wichtig sind Medaillen für ein Land?

 

Medaillen lassen sich recht einfach zählen, wobei angesichts der stetigen Ausweitung der olympischen Sportarten (306 Bewerbe in Rio) ein gewisser inflationärer Aspekt nicht zu leugnen ist. Sind alle Medaillen, egal in welcher Disziplin, gleich viel wert? Das ist absolut realitätsfern und die relative Wertschätzung ist auch von Land zu Land verschieden. Es wird wohl begrenzten Widerspruch geben, dass ein Marathon-Olympiasieg mehr zählt als jener im Kleinkalibergewehr-Dreistellungsmatch. Manche Sportarten sind (fast) weltweit verbreitet, andere werden nur in ganz wenigen Ländern ausgeübt. Zum Beispiel gibt es Bobbahnen nur in neun Ländern der Welt ...

 

Wenn olympische Medaillen für ein Land tatsächlich so wichtig wären, müssten wir die Sportförderung auf ganz wenige Nischen-Sportarten über viele Jahre hindurch konzentrieren. Wollen wir das wirklich und deshalb andere Sportarten aushungern?

 

Das kann es wohl nicht sein. Es ist vielmehr so, dass der Medaillenspiegel sehr wenig über die Sportstrukturen und die Sportkultur eines Landes aussagt. Die Sportverantwortlichen müssen möglichst viele junge Menschen zum Sport bringen, Sport muss als aktive Gesundheitsvorsorgemaßnahme attraktiver werden, Spitzensport ist wegen der Vorbild- und Identifikationswirkung wichtig.

 

Der Aufschrei nach den medaillenlosen Spielen 2012 in London war groß, die Chance für sinnvolle Strukturreformen wurde aber verspielt.

 

Konkret gab es drei Konsequenzen:

  • Alles wurde noch komplizierter und teurer, in der Verwaltung wurden neue Jobs geschaffen, die dem eigentlichen Sport weitere Mittel entziehen. Die neuen Gremien (Bundes-Sportförderungsfonds) wurden (partei-) politisch besetzt, die politisch ausgerichteten Dachverbände und Institutionen werkeln immer noch parallel.
  • Der Nationalrat beschloss einstimmg (!) die Einführung der "täglichen Turnstunde", geworden ist daraus gar nichts. Man hat halt übersehen, dass es weder genügend Turnsäle noch Lehrer und vor allem kein Geld dafür gibt.
  • Es gibt das Projekt „Rio 2016“, wo der damalige Sportminister insgesamt € 20 Millionen zusätzlich über vier Jahre bis zu den Spielen in Rio zusagte. De facto hat sich herausgestellt, dass das die unsinnigste Form der Sportförderung überhaupt ist. Gefördert wird u.a. auch ein Golfmillionär, der nachhaltige Nutzen ist Null. Nutznießer sind v.a. jene, die die besten Geschichten beim „hearing“ erzählten („Ich werde sicher Olympiasieger!“) und deren Fachverbände sich am meisten für die Sportler einsetzten.

 

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Günther Weidlinger: es reicht! Ein Lauf-Nationaltrainer darf sich nicht gegen die Athleten engagieren!

Günther Weidlinger bei der 10km-Straßenlaufmeisterschaft in Peuerbach
Günther Weidlinger bei der 10km-Straßenlaufmeisterschaft in Peuerbach

Günther Weidlinger war als Läufer unbestritten höchst erfolgreich. Viele Jahre hindurch war er klare Nummer 1 in Österreich von 3000m Hindernis bis zum Marathon. Er hält noch immer alle Österreichischen Rekorde von 1500m bis zum Marathon und die meisten werden wohl noch lange stehen.

 

International war er 4x bei Olympischen Spielen, wurde aber auch durch seine unglaubliche Pleiten-, Pech- und Sturzserie bekannt und nicht nur durch viele undankbare 4. Plätze. Sein schwerer Unfall beim 3000m Hindernislauf bei der WM 2007 in Osaka wurde auf YouTube zum meist geklickten Leichtathletik-Hoppala überhaupt. (Sturz von Günther Weidlinger bei der WM in Osaka (2007)) Nicht viel weniger dramatisch endete sein Antreten beim Linzer Gugl-Meeting über die gleiche Distanz, wo er, kurz nachdem er von seinem nationalen Konkurrenten Martin Pröll überholt wurde, zusammenbrach und regungslos auf der Bahn liegen blieb. Es dauerte lange, bis die herbeigeeilten Ärzte (relative) Entwarnung geben konnten. 

 

Er war auch für seltsam anmutende Leistungssprünge bekannt, z.B. lief er einmal über 1500m 3:34,69 (ÖR), aber kein zweites Mal in seiner Karriere auch nur unter 3:42.

 

Betreut wurde er während der ganzen sportlichen Karriere von seinem Vater Heinrich Weidlinger, hinsichtlich Leistungsdiagnostik/Trainingssteuerung arbeitete er mit dem Ex-DDR-Sportmediziner Helmut Stechemesser (Trainer von Graf, Pumper, Matschiner, ...) in Aspach zusammen, der ein gerichtlich bestätigter "Doping-Hintermann" ist. Für Weidlinger selbst gilt natürlich die Unschuldsvermutung.

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Welche Sportler gehören zum Psychologen? Beitrag in der "Presse" am 21.5.2016

Markku Datler schreibt in der "Presse" vom 21.5.2016 einen interessanten Beitrag über "Das kranke Spiel des gedopten Sports", wo ich als Interviewpartner zur Verfügung stehen durfte.
Link

Österreichische Marathonläufer nach Rio??? Sportler gegen Funktionäre?

Valentin Pfeil, Lemawork Ketema und Edwin Kemboi haben eines gemeinsam: sie wollen für Österreich bei den Olympischen Spielen im Marathonlauf starten. Aber lässt man sie überhaupt?

 

Alle drei haben das internationale Limit (2:19:00) deutlich unterboten, das ÖOC hat aber für die Österreichischen Läufer ein wesentlich schärferes Limit festgelegt (2:14:00). Edwin Kemboi lief am 10.4. in Rotterdam 2:15:47, Lemawork Ketema am 17.4. in Hamburg 2:16:19 (im Vorjahr in Rio 2:14:23) und Valentin Pfeil am 10.4. in Wien 2:16:37. Das ist einerseits relativ deutlich über der ÖOC-Norm, andererseits aber - auch angesichts der jeweiligen Bedingungen - klar unter der internationalen Norm und damit liegt es im Ermessen des ÖOC, ob diese Läufer "olympiawürdig" sind oder nicht.


Limits für Olympische Spiele werden wohl nie wirklich "fair" sein können, weil man schon innerhalb der LA den Laufbereich (wird weltweit betrieben) nicht mit dem Hammerwurf oder Stabhochsprung vergleichen kann. In einigen Disziplinen können eben aus organisatorischen Gründe
n nur maximal z.B. 16 (Staffeln) oder 32 Athleten (bei den meisten technischen Disziplinen) starten, im Marathon würden auch Startfelder mit mehreren hundert Teilnehmern nicht stören, ganz im Gegenteil. Das derzeitige Limit (2:14/2:34) ist zweifelsohne viel "leichter" (gemessen an Weltranglistenplatzierungen) als in allen anderen leichtathletischen Disziplinen, aber das ist eher eine klassisch österreichische Denkweise, dass man den anderen ihr (hart erarbeitetes) Glück nicht vergönnt.


Dazu kommt, dass die ursprünglichen IAAF-Limits anhand von Leistungen von gedopten Sportlern festgelegt wurden, weshalb sie im November 2015 erleichtert wurden. Das ÖOC, das die nationalen Limits festlegt, hat (leider) nicht nachgezogen, hätte aber den Spielraum zum Entsenden der drei oben genannten Läufer, weil alle drei das internationale Limit unterboten haben.

 

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Doping in Russland - ein ganzes Land von Olympia ausschließen?

Mit dem Dopingproblem haben viele Länder zu kämpfen. Wobei "kämpfen" nicht immer der passende Ausdruck ist. Gedopt wird in vermeintlich hoch entwickelten demokratischen Ländern und auch in totalitären Diktaturen. Prinzipiell ist aber jede Pauschalverdächtigung abzulehnen und letztlich ist es immer die Entscheidung des einzelnen Athleten, ob er mit Doping betrügt oder nicht. Abstruse Fälle, dass jemand versehentlich in die Doping-Spritze rennt oder vom bösen Gegner/Zuschauer heimlich Dopingmittel in die Trinkflasche geschüttet bekommt, gehören eher ins Reich der Phantasie oder zumindest zu den mehr oder weniger kreativen Ausreden.


In der Geschichte des Sports gab es bis jetzt eigentlich nur zwei Fälle, wo man von strukturiertem Staatsdoping sprechen kann, wo also ein nationaler Aktionsplan zum Dopen und Vertuschen entwickelt wurde:

  1. in der seinerzeitigen DDR
  2. im gegenwärtigen Russland

Von Nordkorea wollen wir vielleicht einmal absehen, das ist global betrachtet keine wichtige Sportnation und dort gibt es schlimmere Probleme. China war in den 80er und 90er Jahren knapp dran, aber das Doping beschränkte sich offensichtlich "nur" auf bestimmte Sportschulen und einigermaßen autonom agierende Trainingsgruppen (z.B. die Laufgruppe von Trainer Ma Junren).

 

In (West-) Deutschland wurde kaum weniger gedopt als im Osten, aber es geschah in einzelnen Gruppen und Verbänden und es gab keinen vergleichbaren "Staatsplan". So könnte man viele weitere Länder aufzählen. Griechenland gehörte um die Olympischen Spiele 2004 herum sicher auch fast dazu, so wie heute die Türkei, Marokko oder Kenia. Kenia hat zwar extrem viele Dopingfälle, aber dort fehlen die Strukturen im Sinne einer staatlichen Dopingorganisation. Doping wird dort eher von (europäischen) Managern mit Hilfe/Duldung des kenianischen LA-Verbandes (der Generalsekretär ist schon gesperrt) in bestimmten Trainingsgruppen betrieben.

 

Man sollte dabei auch nicht vergessen, dass Österreich immer wieder knapp dran war. Politiker waren immer wieder als Doping-Vertuscher aktiv und der größte Blutdoping-Skandal wurde laut Humanplasma-Geschäftsführer "auf Ersuchen eines österreichischen Regierungsmitgliedes" initiiert.

  

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Sport verbindet - Österreichische Leichtathletik zeigt viel Internationalität

"Afrika für Austria" - im aktuellen Sportmagazin
"Afrika für Austria" - im aktuellen Sportmagazin

Bei der derzeitigen Hallen-WM in Portland (USA) startete (recht gut!) eine Deutsche, die vor kurzem eingebürgert wurde, für Österreich, betreut vom österreichischen Nationaltrainer, der dort v.a. eine Weißrussin betreut, die auch "Projekttrainerin" in Österreich ist (und im Gegensatz zu den meisten ÖLV-Nationaltrainern sogar so etwas wie eine Übungsleiterausbildung aus ihrer Heimat hat), während die andere österreichische Hürdenläuferin von einem US-Amerikaner betreut wird und meist in den Niederlanden, Südafrika oder den USA trainiert.


Bei den Langstreckenläufern gibt es neben einem Läufer aus Oberösterreich, der gerade in Italien trainiert, zwei eingebürgerte afrikanische Läufer, wobei einer aus Äthiopien kommt, in Wien lebt, gerade in Kenia ein Höhentrainingslager macht, von einem 80-jährigen Belgier trainiert wird, den er in Kenia kennengelernt hat, der mit dem Betreuer/Manager aus Leobendorf zusammenarbeitet, der gerade in Äthiopien weilt und dort u.a. eine Deutsche bei einem Laufseminar betreut.


Der andere Afrikaner kommt genau von dort (Iten), wo gerade der andere trainiert, hat eine Kärntnerin geheiratet, lebt aber jetzt fast ausschließlich in Kenia, "weil es dort mehr Trainingspartner, Trainer und besseres Essen" als in Österreich gibt.


Dann gibt es noch den gebürtigen und dort lebenden Australier mit österreichischer Staatsbürgerschaft, der derzeit die österreichische Freiluft-Jahresbestenliste über 1500m, 3000m und 5000m anführt und dessen Vereinskollege nächste Woche gemeinsam mit einem Ungarn nach Flagstaff (USA) ins Trainingslager fliegt, wo v.a. mit Läufern aus Deutschland trainiert wird, und der sonst in Wien in einer Trainingsgruppe trainiert, wo u.a. ein Slowene, ein gebürtiger Schwede und manchmal ein Kenianer, ein Belgier und zwei Deutsche dabei sind.


Keiner von denen wird aber von einem österreichischen Manager betreut, der in Dubai lebt, mit einer gebürtigen Bulgarin verheiratet ist und mit einem rumänischen Trainer zusammenarbeitet, der u.a. den schnellsten türkischen Läufer betreut, der aus Kenia stammt und meistens mit den Kenianern in Iten trainiert.


Aber dafür sind auch die zwei einzigen verbliebenen Journalisten, die sich für die österreichische Leichtathletik engagieren und sich auskennen, ein Deutscher und ein Niederländer.
Alles klar?

ÖLV-Sportkommission um 3 Mitglieder erweitert, die Hoffnung machen!

Mal etwas Erfreuliches vom ÖLV:
Die bisher 7-köpfige Sportkommission wurde um 3 Mitglieder aufgestockt, die alle als sehr engagiert und mit der Basis verbunden gelten: mit Karl Sander ist nun endlich auch ein Läufer-Vertreter in einem ÖLV-Gremium und von Stefan Bachl (OÖ) und Alexander Röhrenbacher dürfen jedenfalls positive Inputs erwartet werden.
Karl Sander wurde zuletzt leider bei der Vergabe des "ÖLV Coaching Award" übersehen, obwohl er das als Trainer der bei den letzten internationalen Meisterschaften jeweils bestplatzierten Athletin (Jennifer Wenth) und als engagierter Trainer einer großen und erfolgreichen Trainingsgruppe über viele Jahre hinweg mehr als verdient hätte. Jedenfalls mehr als der aktuelle ÖLV-Vizepräsident (Verantwortungsbereich: Leistungssport), der sich diese Trophäe quasi selbst überreicht hat...

Verlegung der österreichischen Crosslaufmeisterschaften in den November? Eine gute ÖLV-Idee?

Crosslauf. Manche geplanten Änderungen sind allerdings ein Bauchfleck. Foto: photo affairs
Crosslauf. Manche geplanten Änderungen sind allerdings ein Bauchfleck. Foto: photo affairs

Von Seiten der neuen ÖLV-Führung und der dort als Trainer eingesetzten Personen gibt es offensichtlich das Vorhaben, die ÖSTM-Cross vom März in den November zu verlegen. Mir gegenüber wurde dieses Vorhaben am Rande der Hallenmeisterschaften in Linz praktisch als feststehender Beschluss dargestellt. Noch am gleichen Nachmittag/Abend ruderte man dann etwas zurück und sprach von einem "Diskussionsprozess", nachdem ich diese Zeilen auf facebook ("Newsletter Mittel- und Langstreckenlauf") veröffentlicht hatte:

Österreichische Meisterschaften im Crosslauf ab 2017 im November!
Wie heute am Rand der Hallen-Staatsmeisterschaften durchgesickert ist, hat die neue ÖLV-Führungsriege beschlossen, dass ab nächstem Jahr die Crosslauf-Meisterschaften immer im November stattfinden sollen.
Argument: damit die Cross-EM Teilnehmer eine bessere Vorbereitungsmöglichkeit auf die EM im Dezember haben. Das ist natürlich ein Unsinn und die Terminverlegung ist absolut nicht nachvollziehbar!

  1. Die Cross-EM Teilnehmer sind auf nationaler Ebene normalerweise in ihren Klassen haushoch überlegen und können sich besser über internationale Crossläufe vorbereiten, die es ohnehin im entsprechenden Zeitraum gibt (Tilburg, Darmstadt, ...). Ein zusätzlicher Wettkampf in diesem Zeitraum - verbunden mit Anreise/Rückreise - würde die Regeneration und die unmittelbare Vorbereitung eher stören (die 10km von Tilburg brauchen schon ein paar Tage Nachbereitung). Bei österreichischen Meisterschaften "lernen" diese Athleten gar nichts.
  2. Bei den Crosslauf-Meisterschaften kommen alle Altersklassen zusammen. Nun haben wir aber bis in den September hinein Nachwuchsmeisterschaften auf der Bahn, dazu auch für die allgemeine Klasse die Straßenlauf- und Crosslaufsaison. Mit einer weiteren Meisterschaft im November bedeutet das, dass insbesondere die Nachwuchsathleten praktisch keine Übergangsperiode mehr haben und eine Winter-Wettkampfsaison, die von November bis Ende Februar reicht, ermöglicht keine solide Grundlagenarbeit mehr. Das wird v.a. in der langfristigen Entwicklung sicherlich schaden.
  3. Manche Nationen (z.B. Portugal, Spanien, ...) haben ausgewiesene Crosslauf-Spezialisten, die nur eine Wintersaison manchen. In Österreich müssen die paar Läufer aber praktisch alles abdecken.
  4. Deutschland ist nach einem kurzen Intermezzo sehr rasch wieder zur Austragung ins Frühjahr zurückgekehrt und dort gibt es wohl eher Cross-Spezialisten als bei uns.
  5. Abgesehen von den fachlichen Argumenten: betrüblich ist, dass in den Entscheidungsprozess kein einziger erfahrener Lauftrainer (z.B. auch nicht Hubert Millonig) eingebunden wurde und diese Entscheidung - so wurde es auch wörtlich kommuniziert - eher als Aktionismus der neuen ÖLV-Führung gesehen werden muss, die etwas ändern wollten um des Selbstzwecks wegen, leider auf dem Rücken der Athleten.
  6. Es hat einen Grund, weshalb die Diskussion unter den Trainern national und international seit vielen Jahren geführt wird und zum Ergebnis gekommen ist, dass nationale Meisterschaften unter den österreichischen Rahmenbedingungen jedenfalls im Frühjahr besser passen.

Insgesamt ein Beispiel, wie Reformen nicht laufen sollen!

 

update 23.2.:
Vielleicht hat die kleine Aufregung wirklich genützt, zumindest soll es jetzt "eine Abstimmung" unter den Trainern bei der diesjährigen Cross-ÖSTM geben, auch wenn das Thema nicht unbedingt für eine demokratische Abstimmung geeignet scheint, sondern wo fachliche Argumente den Ausschlag geben sollten.

Jedenfalls nicht ganz der optimale Einstieg für die neuen ÖLV-Nationaltrainer, die praktisch durchwegs nicht einmal eine Trainerausbildung haben:
Bericht auf ÖLV-website

"Ist die Organisation des Sports noch zeitgemäß?" - Vortrag in Innsbruck am 19.2.2016

Wilhelm Lilge beim Vortrag in Innsbruck (Foto: Manuela Wally)
Wilhelm Lilge beim Vortrag in Innsbruck (Foto: Manuela Wally)

"TiSport" ist die Vereinigung aller Tiroler Fachverbände (Sportarten), die zum "7. Tiroler Sportforum" am 19.2.2016 ins ORF-Landesstudio in Innsbruck geladen hatten. Von den Organisatoren wurde ich eingeladen, einen Vortrag zum Thema "Sportland Österreich? Ist die Organisation des Sports noch zeitgemäß?" zu halten. Das Landesstudio war mit fast 200 Zuhörern, darunter auch ein großer Teil der Tiroler Sportprominenz, fast voll besetzt.

Die Teilnehmer haben wohl nicht erwartet, dass ich aufgrund meiner Erfahrung erzähle, dass die Organisation des Sports in Österreich absolut zeitgemäß wäre. Denn so ist es leider ganz und gar nicht, wie ich schon ausführlich in meinem mit Gerd Millmann gemeinsam geschriebenen Buch "Sportland Österreich?" festgehalten habe.

 

Im einstündigen Vortrag legte ich dar, warum die Aussagen "Österreich hat das komplizierteste, ineffizienteste und teuerste Sportsystem der Welt" und "In keinem vergleichbaren Land steht grundsätzlich dem Sport so viel Geld zur Verfügung und kommt gleichzeitig so wenig Geld beim Sportler an!" nicht zynisch gemeint sind, sondern leider der Realität entsprechen.
Ich bin von entsprechenden Zielsetzungen der Sportstrukturen und des Sportförderwesens ausgegangen, habe die Ist-Situation analysiert und abschließend die daraus resultierenden Reformschritte aufgezeigt.
Natürlich war mir klar, dass die meines Erachtens notwendigen Reformschritte insbesondere bei manchen anwesenden Sportpolitikern und Dachverbands-Funktionären zumindest temporären Bluthochdruck auslösen würden. Die dringende Notwendigkeit von Reformen haben zuständige Minister, der Rechnungshof und viele Experten schon seit vielen Jahren ebenso aufgezeigt, aber alle sind am Machtapparat der Sportfunktionäre gescheitert.
Im Interesse des Sports - und vor allem auch der Steuerzahler! - ist die größte Reform im österreichischen Sport eine dringende Notwendigkeit. Jetzt gibt es wieder einen neuen Sportminister, der nicht aus den verkrusteten Strukturen kommt und daher die Chance hat, hier endlich die logischen Schritte zu setzen, auch wenn diese manchen weh tun.


Der österreichische Sport hat sich besseres verdient!


link zu den Präsentationsunterlagen

Doping und Korruption im Sport - Gastkommentar in der Wiener Zeitung

Der IAAF-Dopingskandal, wo laufende Ermittlungen immer mehr kriminelle Machenschaften zum Schaden des Sports ans Tageslicht bringen, hat die Sportwelt erschüttert. Die notwendigen Konsequenzen reichen wohl weit über eine Suspendierung der russischen Leichtathleten hinaus. Der Skandal zeigt auch einmal mehr, dass die Autonomie des Sports nicht mehr zeitgemäß ist, staatliche Ermittlungsbehörden müssen übernehmen.
Österreich tut aber gut daran, nicht mit dem erhobenen Zeigefinger auf die anderen "Bösen" zu zeigen. Die enge Verflechtung von Sport und Politik hat nicht nur ein ineffizientes Sportsystem, sondern v.a. im Sportfunktionärsbereich ein fruchtbares Biotop für Korruption und Doping geschaffen, das wesentlich weiter reicht als es viele noch immer wahrhaben wollen und das manchmal in klassisch österreichischer Verniedlichung als "Freunderlwirtschaft" abgetan wird. Der Öffentlichkeit ist nur die sprichwörtliche "Spitze des Eisberges" bekannt, die - weitgehend abhängigen - Medien spielen das grausame Spiel weiter mit.

Tiefgreifende Reformen sind notwendig. Der Sport hat sich Besseres verdient!
Zum Gastkommentar in der Ausgabe der "Wiener Zeitung" vom 14.1.2016